Gunskirchentag
Von Karl Hohenlohe
Ich fahre morgen nach Gunskirchen.
über Minister Reinhold M.
Es ist für den ambitionierten Gesellschaftsredakteur von immenser Bedeutung, mit Prominenten ins Gespräch zu kommen. Stümper werden den Gesprächseinstieg mit einem laxen Witz versuchen, versierte Konversationsexperten warten gerne einmal ab. Die größte Gefahr liegt in der unbedachten Annäherung, womit ich bei mir wäre.
Kürzlich stand ich auf einer Abendveranstaltung plötzlich dem von mir sehr geschätzten Regierungsmitglied Reinhold M. gegenüber, der in Oberösterreich das Licht der Welt erblickte.
Nun wollte es der Zufall, dass ich anderntags Gunskirchen, die Perle dieses Bundeslandes, besuchen wollte.
Ich konnte die großartige Nachricht nicht länger in mir halten, appellierte quasi an das Oberösterreichische im Herrn Minister und eröffnete das Gespräch mit dem sensationellen Hinweis: „Ich fahre morgen nach Gunskirchen.“
Möglicherweise war der Herr Minister von diesem schönen Vorhaben, dass da ein Wiener in sein Bundesland fahren würde, zutiefst gerührt oder sogar übermannt, aber er blieb nach außen hin vollkommen ruhig. Er lächelte freundlich und ich beschloss, es als zustimmendes Lächeln zu werten.
Wenn jemand vor mir stünde und mir ohne Zusammenhang auf einmal, „Ich fahre morgen nach Gunskirchen“ zuraunt, ich würde ja vehement an seinem Geisteszustand zweifeln.
Ich kann nicht einhundertprozentig ausschließen, dass der Herr Minister ähnlich dachte und er sei sich meiner großen Dankbarkeit bewusst, dass er sich rein gar nichts anmerken ließ.