Meinung/Kolumnen/GesMBH

Große Oper

Nichts verbindet den Star und seine Anbetenden so, wie Heimsuchungen, Bürden und der nahende Tod.

Karl Hohenlohe
über José Carreras.

Nun wurde "El Juez", jene Oper, die Herr Christian Kolonovits für Herrn José Carreras geschrieben hat, im Rahmen einer Vorpremiere in Bilbao aufgeführt.

Ein umjubelter Abend, auch, weil man Herrn Carreras schon lange nicht mehr auf der Bühne gesehen hat. Das Publikum verehrt ihn, der schönen Stimme wegen, aber auch, weil es an seinen Schicksalsschlägen teilgenommen hat. Nichts verbindet den Star und seine Anbetenden so, wie Heimsuchungen, Bürden und der nahende Tod.

Herr Carreras, der 1987 an akuter Leukämie erkrankte, hatte denkbar schlechte Prognosen. Die Menschen begannen zu beten, in den Redaktionen wurden die ersten Nachrufe entworfen, und man wartete täglich auf die allerschlechteste Nachricht.

Aber Herr Carreras hielt durch, dank damals neuester medizinischer Erkenntnisse überlebte er. Seine Rückkehr auf die Bühne war ein Triumph. Da sang ein ehemals Todgeweihter, und auch jene, die nicht gebetet hatten, wurden von dem Gefühl erfüllt, ihre Gebete wären erhört worden.

Was von der Krankheit blieb, war eine gewisse Traurigkeit, eine Vorsicht, ein leichter Weltschmerz, der sich über die Physiognomie von José Carreras gelegt hatte und alles Strahlen mit einem Hauch von Schatten beizt.

José Carreras heißt übrigens nicht José Carreras, er wird von ganz Spanien und innerfamiliär Josép gerufen.

Am 9. August gibt es die Premiere von " El Juez" in Erl, mit stehenden Ovationen für Josép kann gerechnet werden.