Gesichtspunkt
Von Karl Hohenlohe
Nun schwappt das Barttragen auch auf die Männer über.
über Bärte.
Landauf, landab, landunter wird nun Frau Wurst herumgereicht und der Werdegang ihres Bartes analysiert.
Er soll, so wird kolportiert, zur Hälfte echt sein. Die andere Hälfte wird hinzugeschminkt. Es ist ein wunderbares Phänomen, dass Frau Wurst, die mit allen Gesichtswassern gewaschen ist, dem Bart eine Renaissance geschenkt hat.
Ein dornenvoller Weg, an dessen Anfang Frida Kahlo und Maria Lahr standen. Nun schwappt das Barttragen auch auf die Männer über.
Erst kürzlich haben die Barthaare von Kaiser Franz Joseph, die man im Dorotheum versteigerte, einen Rekordpreis für Kaiser-Franz-Joseph-Haare erzielt und selbst Herren, die seinerzeit Salvador Dali, Stalin, David Niven und Methusalem allein wegen ihres Bartes verachteten, überlegen sich jetzt, den Rasierapparat für immer in den Keller zu stellen oder ihn sogar zu verkaufen.
Schon kann man gespannt sein, welche Prominente sich hinkünftig nicht mehr rasieren. Unfassbar schnell hat der ehemalige strenge ORF-Intendant Wolfgang Lorenz reagiert, der gerade im Rabenhof-Theater mit Kinn- und Oberlippenbart zu beobachten war. Möglicherweise hat er den Wurst-Triumph vorausgeahnt und sich sicherheitshalber nicht mehr rasiert. Dank Frau Conchita Wurst trägt plötzlich auch der Kaiser, alias Franz Beckenbauer, Bart.
Früher haben sich die jungen Männer einen Bart wachsen lassen, um älter auszusehen, heute lassen sich die älteren Männer einen Bart stehen, um jünger auszusehen.