Fracksausen
Von Karl Hohenlohe
Der Lustgewinn ist oft höher, als wenn man selbst behängt wird.
über das Verleihen von Orden
Kürzlich stand der Schauspieler Axel Milberg in Dresden dem Redakteur Robert Reumann gegenüber. Man war zum Semperopernball gekommen, wo ja auch gerne Orden verliehen werden.
"Sie auch?", sagte Reumann und Milberg antwortete: "Nein, ich darf einen überreichen."
Den Orden aus der Schatulle zu nehmen, ihn mit einem sentimentalen Blick zu streifen und dann einer geehrten Person an das Revers zu heften hat eine eigene Faszination. Der Lustgewinn ist oft höher, als wenn man selbst behängt wird.
Man verleiht ja heutzutage Orden an die seltsamsten Menschen, an Imker, an Börsengurus und auch ich darf mich damit schmücken und wurde unsagbar glücklich gemacht.
Mein Neid gilt weniger den anderen Ausgezeichneten als jenen, die Laudationes halten, und ihren Geist glänzen lassen dürfen. Den André Hellers, den Hans Weigels und den Manès Sperbers dieser Welt. Sie alle hielten wunderbare Ansprachen, verpackten Lob und Tadel, Verherrlichung und Vernichtung, Ruhm und Rüge so diffizil, dass die Geehrte oder der Ordensträger nur das Fruchtbare an ihr Ohr ließen und ihren Lobrednern ewig dankbar sind.
Ich kenne z. B. einen Mann, der zu Kommentatorenzwecken gerne einen Frack trägt und von André Heller belobigt wurde.
Heller ging in seiner Ansprache sogar so weit, dass er den Opernball-Overall des Schützlings als "speckigen Frack" bezeichnete und dieser nicht beleidigt war. Eine große Leistung – von beiden Seiten.