Doktorspiele
Von Karl Hohenlohe
Nichts ist für den Kolumnisten tragischer, als wenn er sein Idol fallen sieht.
über Idole
Nichts ist für den Gesellschaftskolumnisten tragischer, als wenn er sein Idol fallen sieht.
Dr. Kurt Ostbahn.
Ich achtete ihn schon damals, als man ihn noch Willi rief und er nächtens mit den Schmetterlingen flog. Nach seinem Doktoratsstudium wandelte sich die Achtung in abgöttische Verehrung.
Nun schlenderte ich über die Kärntner Straße und betrat die bekannt gut bestückte Buchhandlung Frick. Dieses Unternehmen ist auch dafür berühmt, dass sich die Stars die Klinke in die Hand geben, um glücklichen Anhängern Bücher zu signieren. Letzthin war ja in der Dependance am Graben der Maler Gottfried Helnwein zu Gast.
Gerade als ich aus künstlerischem Interesse einen Bildband von Helmut Newton inspizierte, stach mir Dr. Ostbahn ins Auge, der auf einem Sessel saß.
Jedoch, verehrte Leserschaft, keine Schlange hatte sich vor ihm gebildet, niemand kreischte, seine Unterschrift war einfach nicht gefragt. „Herr Doktor“, wollte ich sagen, „es tut mir so was von leid, verlassen von den Fans, nicht mehr geliebt, vegetieren als Unbekannter ...“, in diesem Moment grüßte und lächelte er.
Nein, versprach er, es handle sich keineswegs um eine Autogrammstunde, er sei auf der Suche nach einem Reiseführer, da es ihn nach Brasilien zieht.
Verehrte Leserschaft, das Dasein eines Gesellschaftskolumnisten gleicht einer Kinderwippe der Gefühle.
Mein gefallenes Idol war wieder eines und mein Herz schwebte von der Hose, wo es hingerutscht war, wieder in angestammte Regionen.