Meinung/Kolumnen/GesMBH

Bildsprache

So saß man im Salon zusammen, verband Small Talk mit großen Entscheidungen.

Karl Hohenlohe
über den Wiener Kongress

Gerade hat man ein Buch präsentiert, das den Wiener Kongress beleuchtet. Seit 200 Jahren geht das Gerücht, dass man seinerzeit mehr aß als plante, um die Wette trank, Liebesbänder flocht und ständig tanzte.

Es war nicht so, versichern die Autorinnen von "Der Wiener Kongress – Diplomaten, Intrigen und Skandale".

Schlägt man das handliche, bei Amalthea erschienene Buch auf, strahlt einem das Werk des Malers Jean-Baptiste Isabey entgegen. Er hat versucht, die Mächtigen auf ein Bild zu bannen. Ein bunter Reigen von Diplomaten, äußerlich sehr akkurat, innen aber voll von Tücke.

So saß man also im Salon zusammen, verband Small Talk mit großen Entscheidungen und bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit vertagte man auf morgen.

Es war kein leichtes Dasein, vor allem, wenn man beim Wiener Kongress zu Diensten zu stehen hatte. Der Maler Isabey beispielsweise, wurde von Talleyrand deutlich darauf hingewiesen, dass er den Ehrenplatz auf dem Gemälde, also in der Mitte, einzunehmen wünschte.

Dies war nur deswegen schwierig, weil Wellington kurz zuvor die gleiche Idee hatte. Also malte Isabey den Herzog von Wellington, wie er von allen angeschaut gerade bei der Türe hereinkommt, und Talleyrand in der Mitte auf einem Sessel sitzend.

Liest man das Buch, hat man das Gefühl, dass der Maler vielleicht der bessere Diplomat als all die Diplomaten war.

Liest man heute die Zeitungen, hat man das untrügliche Gefühl, dass alle Politiker nicht so versiert sind, wie die Menschen, die sie regieren.