Meinung/Kolumnen/GesMBH

Lucky Loser

So lachen die Verlierer heftiger in die Kameras, als sie es als Sieger getan hätten.

Karl Hohenlohe
über Leonardo DiCaprio

Der eigentliche Oscar-Sieger des Jahres 2014 heißt Leonardo DiCaprio.

Er gewann, weil er verlor.

Die Menschen sind der vielen Sieger langsam müde, man schenkt den Verlierern deutlich mehr Aufmerksamkeit. Der Ursprung dieses seltsamen Phänomens liegt nur vermeintlich im Dunkeln.

Ist es eine Mischung aus Mitleid und Schadenfreude, Anteilnahme und Häme, Barmherzigkeit und Neid? Wir wissen es nicht, aber wir vermuten, dass es sich um jene Gunst handelt, die wir am liebsten verschenken: die Missgunst.

Schon im Vorfeld der Oscar-Verleihung werden bunte Bilder von den am schlechtesten angezogenen Stars der vergangenen Jahr präsentiert, die dümmsten Dankesreden genüsslich publiziert und als einsamer Höhepunkt wartet die gefürchtete "Goldene Himbeere" auf die verheerendste schauspielerische Leistung 2014.

Die Sieger in dieser Ausscheidung sind aber nicht die die größten Verlierer.

Was ist schon das glockenhelle Lachen einer frisch gekürten Oscar-Preisträgerin gegen den verhaltenen Applaus ihrer Konkurrentinnen?

Am intensivsten tritt die Enttäuschung dort zutage, wo man sie verbergen muss.

So lachen die Verliererinnen und Verlierer oft noch heftiger in die Kameras, als sie es als Sieger getan hätten.

Den Zuschauern bleibt dieses Drama nicht verborgen, die Niederlage ist ihnen das größere Schauspiel als der Triumph, und deswegen hat man mehr Bilder von Leonardo DiCaprio gesehen als von Matthew McConaughey.