Meinung/Kolumnen/GesMBH

Hoffnungsträger

Es klang jetzt nicht mehr nach Kuschelrock, sondern eindeutig nach Zusammenrücken.

Karl Hohenlohe
Karim El-Gawhary "Journalist des Jahres"

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde der souveräne ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary "Journalist des Jahres". Sein Schaffen lässt sich mit den Begriffen "Glaubwürdigkeit und Engagement" am besten zusammenfassen.

Nichts ahnend saß man nun im Auto, gerade war auf "Radio Wien" ein Kuschelrock verklungen, als Herr El-Gawhary von der Hörfunk-Legende Christian Ludwig interviewt wurde.

Also erzählte Herr El-Gawhary aus seinem Alltag und von der syrischen Frau, die mit ihren vier Kindern geflüchtet war und auf einem schwankenden Schiff einer besseren Zukunft entgegenfuhr.

Mitten in der Nacht kenterte das Boot, die Mutter hatte nur eine einzige Schwimmweste. Sie überlegte fieberhaft, wie sie den Kindern helfen könne und als sie sich bewusst wurde, dass sie keinerlei Möglichkeit hatte, beschloss sie, der Vorsehung die Entscheidung zu überlassen.

Zuerst entschwand das älteste Kind in der Nacht, dann versank das zweitälteste in der Tiefe. Beim ersten Morgengrauen, als endlich ein Rettungsboot erschien, waren nur mehr die zwei Kleinsten und die Mutter am Leben. Das alles erzählte Herr El-Gawhary frei von jeglichem Pathos, aber erfüllt von Betroffenheit.

Dann appellierte er an das Land, die Gemeinden, die Österreicher, nicht nur einen riesigen, unheimlichen Flüchtlingsstrom zu sehen, sondern jedes einzelne Schicksal der Vertriebenen.

Erneut ertönte eine süße Melodie, aber es klang jetzt nicht mehr nach Kuschelrock, sondern eindeutig nach Zusammenrücken.