Meinung/Kolumnen/GesMBH

Himmelsboten

Die singenden Mönche aus Heiligenkreuz sind, wie man seinerzeit gerne sagte, in aller Munde.   Ihre Stimmen erfüllen längst nicht mehr die Apsiden der Kirchen, sie erklingen in Kraftfahrzeugen, beim Liftfahren in Kaufhäusern, am Strand und in Kopfhörern während des Laufvorganges. Verehrte Leserschaft, die Beliebtheit dieser Gottestruppe geht so weit, dass sie nun erneut Platin für Zehntausende verkaufte Tonträger ergatterte. Was macht die Zisterzienser-Chartstürmer so erfolgreich? Ich denke nicht, dass die einfühlsamen Texte die vielen Fans animieren, das Lateinische wird akzeptiert, aber nicht verstanden, und es ist vermehrt der Wohlklang der Vokale, als der Sinn, der sich aus ihrer Zusammensetzung ergibt. Ich selbst war schon einmal bei einem Konzert, kann aber nicht viel dazu sagen, weil ich vom Schlaf übermannt wurde. Gefiel es mir nicht? Aber ganz im Gegenteil. Man wird von den schönen Stimmen geradewegs eingelullt, eine Umschreibung, die ich nicht gerne strapaziere, die Sache aber haargenau trifft. So gibt es Musikrichtungen, vermehrt im 12-Ton-Bereich, die aufwühlen, erschrecken, erschüttern, die Disharmonie vergöttern und dann gibt es diese musikalischen Männer aus Heiligenkreuz. Unsereins empfindet die Choräle als Chart- wie himmelstürmende Chansons, den Gottesdienern aber ist es ein Gebet. Vor Fans kann man sich kaum erwehren, vor allfälligen Groupies schon.   Sie sind durchaus willkommen, meint man in Heiligenkreuz, täglich ab 5.15 Uhr, wenn man mit dem Beten beginnt.

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