Hieb- und stichfest
Von Karl Hohenlohe
Nicht nur die Zeiten haben sich geändert, auch der Dalai Lama.
über den Dalai Lama
In Österreich pilgern 80.000 Menschen zu Helene Fischer, in England Hunderte zu einem Dalai-Lama-Auftritt. Das ist weder gut noch schlecht. Herr Dalai Lama predigt ja für Gleichmut und für den Frieden, der ex aequo Mensch und Tier zugutekommen soll.
Herr Heinrich Harrer, der in jungen Jahren in Tibet untergekommen und u. a. den Mönchen beim Brunnenbau an die Hand gegangen war, erinnerte sich, dass man damals beim Erdaushub besonders behutsam vorgegangen war und allerlei Würmer und Insekten aus der Todeszone evakuiert hatte.
Nicht nur die Zeiten haben sich geändert, auch der Dalai Lama.
So lernte ich kürzlich einen Journalisten kennen, der seine Heiligkeit für ein Interview gewonnen hatte. Der Dalai Lama philosophierte, lachte lauthals und war bester Dinge, als sich plötzlich ein Insekt einstellte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es eine Bremse oder Gelse war, aber der eindringliche Flug-Ton verhieß wirklich nichts Gutes.
Man sprach weiter, aber aus den Augenwinkeln beobachteten der Reporter und der Dalai Lama das Insekt und warteten ab, wie es seinen Angriff gestalten würde. Mehrfach flog es um die Köpfe, und dann geschah es. Patsch!
Es klatschte laut und schon rieb sich der Dalai Lama die Hände. Mein Gewährsmann war hoch erstaunt und sagte: "Aber Eure Heiligkeit, fühlen Sie sich nicht schlecht, wenn Sie ein Lebewesen auslöschen?" Daraufhin lächelte der Dalai Lama und sagte: "Nein, ich habe es zweimal gewarnt." Anders gesagt, Mörbisch kann kommen.