Meinung/Kolumnen/GesMBH

Goldene Mitte

Mit großer Freude nehmen wir Gesellschaftsredakteure Skandale aller Art zur Kenntnis. Jüngst erfreute uns der Schauspieler Becker, der ein wenig randalierte.

Aber die Stars können heute kaum noch wirklich randalieren. Früher, in der diesbezüglich wirklich guten alten Zeit, mussten noch ganze Hotelsuiten daran glauben, Schwarz-Weiß-Fernseher flogen aus den Fenstern und die Hoteldirektoren sprachen Hausverbote aus, die von ihren Nachfolgern ignoriert wurden.

Davon kann unsere Branche nur noch träumen, auch die Bildberichterstatter darben dahin. Nirgendwo sieht man Aufnahmen von verwüsteten Zimmern, Tourneemanagern, die um Kalmierung bemüht sind und sonnenbebrillte Stars, die von den Zollorganen in Schwechat perlustriert werden. So schade.

Also müssen wir Herrn Becker danken, ein stadtbekannter Flegel, der sich zumindest manchmal in Rage redet und zum Störfaktor mutiert.

Wie alle Gruppierungen, die ihre Verbundenheit gerne mit einem Symbol untermauert wissen, bedient sich die Flegel-Fraktion vorrangig des Mittelfingers. Man schlägt die Zeitung auf, blättert auf die Gesellschaftsseite und dort schreit einem der Mittelfinger von Ben Becker entgegen.

Zartbesaitete Leserinnen und Leser werden sich angesprochen fühlen, aber Herr Becker wendet sich nicht direkt an die Leserschaft, er ist in diesen Momenten uneins mit der ganzen Welt.

Für einige ein Ärgernis, ist er vielen Gesellschaftsredakteuren doch ein guter Freund, den sie fallweise geißeln und fallweise trösten und den sie gütig betrachten, wie der Fleischhauer sein bestes Stück im Stall.

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