Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ges.m.b.H.: Zeitensprünge

Nichts begeistert die Menschen mehr als die Botschaften aus der Vergangenheit. Jurassic-Park, Lotte Ingrisch und nun die Entdeckung einer unveröffentlichten Mozart-Komposition.

W. A. Mozart hat sie definitiv vor seinem 13. Geburtstag geschrieben. Am 23. März wird man das Stück im Salzburger Mozart-Wohnhaus hören können.

Wie klingt es?

Ist es das Werk eines unreifen Genies oder schon mehr? Ist es vielleicht nur eine hingerotzte Fingerübung, die der Vater mehrfach befohlen hat und daher ohne Feuer und Esprit ausgeführt wurde?

Und das Wichtigste: Kann unsereins den Unterschied überhaupt hören?

Man wird es schwer erklären können, aber ich vermute, dass nicht nur Musikwissenschaftler und andere Mozart-Koryphäen das Kinderwerk vom Erwachsenenschaffen unterscheiden können, sondern auch Menschen wie du und ich.

Es ist, wenn beim Zuhören irgendwo plötzlich ein Ton fehlt oder einer zu viel ist und sich die Sache irgendwie nicht ganz ausgeht.

Wir kennen das von René Kollo ("Hello Mary Lou"), David Schalko ("Bluterguss und Herzinfarkt" und Peter Maffay ("Ich war nie ein Sunnyboy"), die allesamt erst im Mannesalter zur Höchstform aufliefen.

Auch der neunjährige Rainer Maria Rilke hatte noch reichlich Platz nach oben: "Nun lebe wohl mit Gottes Segen, er schütze Euch auf allen Wegen. Euer Leben sei nur Glück, auf Unglück denkte nie zurück, nie!, nie!, nie!"

Dieses Verslein hätte von mir stammen können und wenn es auch nur ein ganz klein wenig der Komposition des jungen Mozart entspricht – Gute Nacht!