Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ges.m.b.H.: Sprachschätze

Frau Ildiko Raimondi, deren Name fast so schön klingt wie ihre Stimme, präsentierte nun eine CD mit vertonten Goethe-Texten. Dazu bemerkte der Goethefreund und Staatsoperndirektor Dominique Meyer, die deutsche Poesie wäre ins Französische übersetzt ein wenig lau, es wäre unvorstellbar, man verstünde nichts, im Französischen klänge es fast ein wenig lächerlich. Diese Aussage wird die Goethe-Schiller-Eichendorff- und Novalis-Gemeinde erstaunt zurückgelassen haben. Ihre Götter - lächerlich? Ja, das kommt davon, wenn man ihnen die Muttersprache raubt. Ich kenne Dutzende Kisuaheli-Gedichte, die im Deutschen nichts taugen, die Bilder von den grasenden Kühen, dem liebeskranken Stammeshäuptling und der beliebten Wasserträgerin aus dem Nachbarkral, brauchen ihre Zeit, bis sie auf uns wirken. Ähnlich ergeht es uns mit japanischen Einschlafliedern, deren Textierung ja den Nachwuchs müde machen soll, im zentraleuropäischem Raum aber das Gegenteil bewirken. Es ist ein bisschen wie mit dem Wein, er schmeckt immer dort, wo er gelesen wurde, am besten. Darüber hinaus kann man den Übersetzern ja nie ganz trauen, sind sie wirklich firm in dem fremdländischen Idiom, sind sie versiert, was die Aussprache anbelangt? Warnend sei ihnen Madame de Gaulle in Erinnerung gerufen, die man während eines Staatsbesuches in England gefragt hatte, was sie sich in den kommenden Monaten am meisten wünsche. Die Antwort: "A penis". Die Frau des französischen Staatsoberhauptes hatte: "Happiness" gemeint.Einladungen, Beschwerden, Hinweise: office(at)hohenlohe.at