Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ges.m.b.H.: Oscar-Sakko

Gerade erst berichtete mein geschätzter Kollege Christian Reichhold via "Seitenblicke" aus Los Angeles. Dort präsentierte er sich unweit des roten Teppichs, wo die Stars in der Nacht von Sonntag auf Montag ihrem Oscar oder einer gewaschenen Enttäuschung entgegengehen. Er hielt ein Mikrofon in Händen, dazu trug er ein weißes Hemd, eine rote Krawatte und ein Sakko, wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen habe.

Bevor ich es beschreibe, möchte ich betonen, dass der Redakteur Reichhold gemeinhin ganz normal angezogen ist und sich am ehesten in der Modewelt Großbritanniens am wohlsten fühlt. Manchmal trägt er ein Gilet unter dem Sakko, manchmal auch einen Drei- bis Fünftagebart dazu. Das Sakko von Herrn Reichhold, das er nun anlässlich seiner Oscar-Reportage präsentierte, war nicht von dieser Welt – vielmehr eine Mischung aus Hawaii-Hemd, Comic und rabiatem Regenbogen. Ich glaube eine Palme, eine Blume und möglicherweise einen Teddybären erkannt zu haben. Dem nicht genug, blühten Palme, Blume und Teddybär in psychedelischen Farben, die mir bisher nicht bekannt waren. Gott sei Dank.

 

Wo hat Herr Reichhold, dem ich auch in seltsamster Adjustierung höchste Sympathie entgegenbringe, bloß dieses Stück gekauft? Oder hatte doch ein entsprungener, verwirrter Schneider seine Hand im Spiel? Vielleicht war Thomas Gottschalk Sakko-Pate oder müssen wir eine Eigenkreation zur Kenntnis nehmen? In jedem Falle hat uns Herr Reichhold großartig überrascht. Es war ein wenig wie Bruno Aigner im Frack oder Leopold Hawelka selig in einem Overall mit Stoffkappelmuster. Zur Nachahmung nicht zwingend empfohlen.