Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ges.m.b.H.: Gastspiel

Nun wurde dem berühmten Wirtshaus "Steirereck am Pogusch" die "Goldene Roulettkugel" verliehen. Ein schönes Haus, ein schöner Preis, ein schöner Abend. Was ist der Zauber dieser Gastwirtschaft, was lockt die Städter in die Steiermark? Zuallererst das Essen, gleich dann aber kommt die Atmosphäre. Schon in Wien haben viele voller Vorfreude im Kasten gekramt, die Tracht mobilisiert und nun nähert man sich der Weihestätte. Einmal angekommen, wird man von der Hausfrau und dem Hausherren begrüßt und in einen Raum geleitet, der an die Scheunen, Stallungen und Herrgottswinkel der Jugend erinnert, etwas unerklärlich Wohliges hat sich über einen gelegt. Wir Großstädter sind ja für das Holz in all seinen Formen sehr empfänglich, von der Sonne gebleicht, vom Regen zerfurcht - man liebt immer das am meisten, was man nicht hat. Tapfer stellen sich die Reitbauers den Ansprachen, und als sie dann an der Reihe sind, sagt der Patron: "Meine Frau hat immer einen Wirt gesucht und ich immer ein Wirtshaus." Man hat sich gefunden. Spät am Abend fahren die Gäste in das Häusermeer zurück, hängen den grünen Rock in den Kasten und den Grauen wieder hinaus. Dann fällt ihnen der Text ein, der auf der Tafel vor dem Eingang gestanden ist: "Das ist ein Wirtshaus für beinharte Schöpfer und faule Hund, für Bauern und Geschäftemacher, für Denker und Deppen, für ultra coole Kids und Über-Drüber-Hyper-Typen!" Im Bett denken sie noch, wer von denen sie jetzt sind, und dann schlafen sie ein.