Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ges.m.b.H.: Bilderrätsel

In Berlin sind 140 Aufnahmen des legendären Paparazzo Ron Galella ausgestellt. Mehrheitlich sind Prominente zu sehen, die ihr Leben lang versucht haben, auf die Titelblätter zu kommen und dann nicht mehr fotografiert werden wollen.

Was treibt einen gesunden Menschen an die Öffentlichkeit? Es ist ein Irrglaube, dass es sich dort besser leben lässt und man von den Menschen geliebt wird.

Der einzige Unterschied zum Normalsterblichen, man wird unausgesetzt beachtet. Beim Frühstück, beim Nachmittagsschlaf, beim Sport, beim Essen, beim Trinken, bei der privaten Unterhaltung.

Diese Obversation wird meist von zufällig Anwesenden übernommen und mittels Kamerahandy dokumentiert. Dies geht so lange gut, so lange der Prominente keinerlei Unmut zur Schau stellt. Ist er dann irgendwann einmal genervt, lässt seinen Mittelfinger abblitzen, zieht Grimassen oder – noch besser – wird handgreiflich, dann kriechen Experten wie Ron Galella wie aus ihren Löchern.

Ist der Prominente ganz Herr seiner Sinne, halten sich die versierten Paparazzi gerne zurück. Erst wenn er strauchelt, zu viel Alkohol getrunken hat, beim Jogging nach Luft schnappt oder die 100-Kilo- Grenze gesprengt hat, werden sie aktiv.

Es geht um persönliche Momente, wo der Prominente sein wahres Gesicht zeigt, Wut, Agonie, Enttäuschung und – das beliebteste Sujet der Paparazzi – Trauer.

Witwen, Kinder, Angehörige auf dem Friedhof, Verlassene, Versoffene, Verletzte, das ist der fruchtbare Fundus des Paparazzo.

Dass man ihm eine Ausstellung widmet, ihn zum Künstler erhebt, ist nichts anderes als ein Zeichen der Zeit.

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