Meinung/Kolumnen/GesMBH

Gastspiel

Ich kenne dieses Gefühl und jeder, der dieses Gefühl einmal kennengelernt hat, beginnt irgendwann, darauf zu warten.

Man blickt durch das riesige Fenster hinüber zum Stephansdom, die hübsche Dame bringt ein Glas Sauvignon blanc und später das Kalbsbutterschnitzel mit zu vielen Zwiebelringen.

Meist, wenn man das Fleisch von der Umklammerung der Zwiebelringe befreit hat, geht es los. Man blickt auf, sieht sich um und spürt instinktiv, dass nichts mehr so ist wie vorher.

Die jungen Damen mit den Tabletts bewegen sich eine Spur schneller oder doch langsamer, die Gäste an den anderen Tischen wirken plötzlich aufgeräumt, sie sehen einander ganz kurz an, nicken unmerklich und sind sich einig.

Meist sind es irgendwelche Kinder, die dann den Bann brechen, die gespielte Unaufgeregtheit, das scheinbare Desinteresse, genährt aus einer seltsamen Mixtur aus falscher Höflichkeit und wahrem Selbstbewusstsein, ad absurdum führen.

Sie packen sich irgendwo einen Zettel, verschwinden kurz und kehren mit aufgeregten Gesichtern, roten Backen und einer Geschichte für die Ewigkeit wieder.

Irgendwann ist der Spuk dann vorbei, die Kinder schauen nicht mehr und die Alten schauen nicht nicht mehr.

Eine seltsame Art von Ruhe tritt ein, keine Ruhe nach einem Sturm, eine Ruhe wie nach einem Regenbogen oder wenn man drei Rehe im Gras gesehen hat.

Das Glas mit dem Sauvignon blanc ist leer, das Kalbsbutterschnitzel ist verschwunden und mit ihm Niki Lauda, der das "DO&CO" auf dem Stephansplatz verlassen hat.

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