Meinung/Kolumnen/GesMBH

Gast-Kommentar

Niemand hat die Verbindung von der Kaiserin Elisabeth zu Waltraut Haas recherchiert.

Karl Hohenlohe
über Waltraut Haas

Waltraut Haas (88), so hört man, probt schon wieder. Erst vor einigen Wochen ist sie hingefallen und hat sich schwer verletzt. Die Zeitungen waren voll mit der Unfallhistorie, weiters wurden alle Details aus ihrem Leben ausreichend beleuchtet.

Aber, verehrte Leserschaft, niemand hat die Verbindung von der Kaiserin Elisabeth zu Waltraut Haas recherchiert.

War sie irgendwann als "Sisi" zu sehen, hat sie Romy Schneider die Rolle streitig gemacht, hat sie im Bergl-Zimmer logiert oder war sie vielleicht mit einem Habsburger verlobt? Nein, einzig die Spur des Bergl-Zimmers, die so deutlich nach Schönbrunn weist, ist ergiebig.

Die Eltern von Frau Haas hatten einst das Gasthaus beim Meidlinger Tor gepachtet und servierten damals Beuschl, Reisfleisch und Schlosserbuben.

Kurz nach dem letzten Krieg waren die Töpfe nicht so voll, aber die Gastwirtschaftsleute gaben ihr Bestes.

Einmal stand eine ältere Dame in zerrupftem Mantel, Schal und Handschuhen im Eingang, und Mutter Haas erstarrte. Bald darauf verließ die Dame, gestärkt durch ein Reindl mit einfachstem Essen das Lokal. Die Dame, Elisabeth Petznek, hat sich tief in das Gedächtnis von Waltraut Haas eingegraben. Kein Wunder.

Der Vater des seltsamen Gastes war einst als Herrscher über ein Weltreich vorgesehen, schied aber freiwillig aus dem Leben. Die Mutter der Frau war die Tochter eines Königs, ihre Großmutter Kaiserin. Nicht irgendeine Kaiserin, sondern Kaiserin Elisabeth und so schließt sich ein Kreis, der bei Sisi beginnt und bei Waltraut, vorläufig einmal, endet.