Meinung/Kolumnen/GesMBH

Fraglos

Herr Berger ist der Mensch gewordene Beweis, dass nur die schlechten Nachrichten die guten Nachrichten sind.

Karl Hohenlohe
über Helmut Berger

"Warum", meint die Leserbriefschreiberin Olga P. aus L., "hat man uns bei der Fernsehübertragung des Opernballes kein Interview mit Helmut Berger gezeigt?"

Diese Frage wurde mir in den letzten 24 Stunden oft gestellt. Die Menschen vor den Apparaten wollen Herrn Berger in jedem Falle sehen, am liebsten sehen sie ihn aber, wenn er indisponiert ist, wenn er schwankt, wenn er unsicher ist und lallt.

Ein ganz normales Interview mit Helmut Berger, in dem er über seine Filmprojekte, seine Freunde und Feinde und das Älterwerden spricht, würde als Flop gehandelt. Herr Berger ist der Mensch gewordene Beweis, dass nur die schlechten Nachrichten die guten Nachrichten sind.

Die letzten Jahre wurde er quer durch alle Talkshows geschleppt, auf sein Schwanken, sein Lallen und auf die von Unsicherheit genährte Arroganz war immer Verlass. Die schönste Freude ist die Schadenfreude und Helmut Berger hatte das Publikum all die Jahre blendend bedient. Nun ist er mit Krücken zum Opernball gekommen und die Begeisterung, sich bald schon an dem verletzten, kranken Mann im Fernsehen zu ergötzen, stieg ins Unermessliche.

Schon sah man ihn in seiner Fantasie, wie er schwankend zum Interview erscheint, ein paar wirre Sätze loslässt und das Interview-Personal beleidigt. Als sich dann herumsprach, dass Herr Berger wortlos den Ball verlassen hatte, machte sich allgemeiner Unmut breit, der Schauspieler wurde gescholten.

Nichts verzeihen die Menschen schwerer, als wenn man sie ihrer Schadenfreude beraubt.