Flugente

Viele haben diese Kolumne für leichte Kost gehalten. Alle paar Sätze ein Scherz, unzählige Prominente – ein bunter Abend auf Papier. Aber diese Kolumne ist anders.

Sie fördert Anstand, Sitte und Moral, beschränkt den geistigen Horizont und rüttelt heute an Josef alias Bubi alias Buwi Bradls legendärem ersten 100-Meter-Flug der Skisprunggeschichte, von dem gestern hier zu lesen war.

Unmittelbar nach Erscheinen meldetet sich der berühmte, nicht nur von mir hoch geschätzte, ehemalige Schönbrunner Tiergartendirektor Dr. Helmut P. zu Wort und rief seinen Freund und Kollegen Dr. Walter Delle-Karth (1911–2004) in Erinnerung.

Dieser hätte mehrfach darauf verwiesen, ihm wäre der erste 100-Meter-Flug geglückt, Bubi Bradl wäre im selben Bewerb noch weiter geflogen und hätte alle Lorbeeren eingeheimst.

Nun stehe ich nicht das erste Mal in meinem Leben als ambitionierter Gesellschaftsredakteur vor einer ungeheuer schweren Entscheidung.

Soll ich einem Freund und Prominenten in die Parade fahren und ihm vor Augen führen, dass er einem Irrtum aufgesessen ist? Und – noch schlimmer –, was ist, wenn Dr. Helmut P. recht hat?

Verehrte Leserschaft, die ihr nun mit albinokaninchenroten Augen vor dem halb leeren Glas Alka Seltzer sitzt: Meldet euch und befreit mich aus dieser Bredouille, sagt mir, ob Dr. Helmut P. – um in seinem Jargon zu bleiben – zeitlebens einer Flug-Ente aufgesessen ist, oder ob er recht hatte wie Kreisky, der ja seinerzeit öffentlich kundtat, von Wirtschaft nichts zu verstehen. office@hohenlohe.at