Meinung/Kolumnen/GesMBH

Fernbeziehung

... niemals habe ich ein schlechtes Wort über einen anderen Filmschaffenden gehört.

Karl Hohenlohe
über Waltraut Haas

Alle ambitionierten Gesellschaftsredakteure pflegen keinerlei gesellschaftlichen Kontakte zu den Objekten ihrer Berichterstattung.

Es würde ihre, ohnehin nicht sonderlich ausgeprägte Beißhemmung schwächen, womöglich freundschaftliche Verbindungen fördern und zu amikalen Verhältnissen führen. Einmal verhabert, sitzt man in der Falle.

Man kann nicht mehr mit Gerüchten jonglieren, muss Erzählungen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Das grauenhafte Wort "Recherche" kann nicht länger außer Acht gelassen werden. Aber es gibt Ausnahmen, anders gesagt: Waltraut Haas.

Ich kenne Frau Haas nunmehr schon seit Jahrzehnten, habe gefühlte tausend Interviews mit ihr und gefühlte zweitausend Interviews mit ihr und ihrem Mann gemacht. Die Menage Haas & Strahl war immer freundlich, allseits zu einem Gedankenaustausch bereit und – das ist das Wichtigste – niemals habe ich ein schlechtes Wort über einen anderen Filmschaffenden gehört.

Das hat mich sehr für Frau Haas eingenommen. Man ist das nicht gewohnt und kann sich auch bei sich selbst kein Beispiel nehmen. Kürzlich schrieb ich hier an dieser Stelle ein, zwei gut gemeinte Sätze über Waltraut Haas und 24 Stunden später rief sie an, um sich zu bedanken.

Auch das ist man nicht gewöhnt, normalerweise melden sich nur beleidigte Personen, die man gar nicht beleidigen wollte. Auch wenn ich Frau Haas weiterhin aus der Ferne verehre, wünsche ich ihr viel Glück, seit Maria Stuart und Frau Jonasson hat ja keine Frau mit Halskrause mehr eine Rolle gespielt.