Meinung/Kolumnen/GesMBH

Fan-Artikel

Früher, so liest man, wäre die Verehrung für die Künstler viel größer gewesen. Ganze Menschenmassen hätten sich noch vor den Bühnenausgängen gedrängt und einzig der erhaschte Blick auf den verehrten Mimen hätte die ganze restliche Woche für gute Stimmung gesorgt.

Manchmal spannten die Fans dem Kutscher die Pferde aus, bugsierten ihren Liebling in den Fiaker und zogen ihn johlend durch die Gassen.

Auch wenn wir Christoph Fälbl, Barbara Rett oder Heinz Marecek aufrichtig lieben, niemals würden wir sie im offenen Landauer durch die Stadt ziehen.

Vielleicht auch, weil uns kein Kutscher seine Kutsche leihen würde, aber vor allem, weil uns nicht danach ist.

Heute trotzen wir unseren Idolen Autogramme ab – eine Widmung scheitert oft an der Fantasie der Stars –, und damit hat es sich.

Natürlich sind auch die Prominenten aus der Bühnenwelt aus einem anderen Holz geschnitzt, die wenigsten ließen sich nach der Vorstellung in einen Fiaker drängen, kaum welche von johlenden Menschen durch die Nacht ziehen.

Und trotzdem kann ich von einem unglaublichen Akt der Verehrung berichten, geschehen kürzlich, an einem heißen Sommertag in der Wiener Metternichgasse.

Abrupt stoppte die Dame im Auto vor mir und dann wurde die Scheibenwaschanlage in Gang gesetzt.

Warum?

Gleich darauf sah ich, wie Klaus Maria Brandauer die Straße überquerte.

Die Dame schob den Schmutzfilm von der Scheibe, wollte Herrn Brandauer noch näher sein, ihn noch besser sehen und vielleicht auch ein bisschen umgekehrt.

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