Meinung/Kolumnen/GesMBH

Die Fürstin

Ich bin sicher, dass dieser Applaus noch lange nachklingen wird.

Karl Hohenlohe
über die Fürstin Esterházy

Es verstarb die Fürstin Esterházy im 95. Lebensjahr. Beide Begriffe, Fürstin und Esterházy, führen in längst vergangene Zeiten. Fürstinnen und Fürsten gibt es noch, aber ihre Titel haben nicht mehr die Bedeutung.

Das hat manchmal mit ihnen selbst zu tun, meistens aber mit den anderen Zeiten, die den gewesenen Fürstinnen und Fürsten nicht mehr jene Aufmerksamkeit schenkt, die ihren Vorfahren zuteil wurde. In bunten Blättern findet man noch bunte Bilder, aber sonst sind die Menschen gleicher als noch vor einhundert Jahren.

Die Fürstin Esterházy hat noch beide Zeiten erlebt und sich in beiden zurechtgefunden. Sie war einmal die erste Balletttänzerin Ungarns, heiratete dann, konnte ihren Mann, den man als Großgrundbesitzer ins Gefängnis beförderte, nur fallweise besuchen, gemeinsam flüchtete man in die Schweiz.

Als der kinderlose Fürst verstarb, machte er seine Frau zur Alleinerbin. Die Fürstin hatte ein einnehmendes Wesen, sie war zurückhaltend, freundlich und behandelte die Menschen aller Schichten gleich. Bei dem ersten Fernsehinterview mit dem ORF durfte ich ihr gegenüber sitzen. Von Jugend an an Publikum gewohnt, war da keine Spur von Scheu, keine Koketterie und ein großes Talent, die Menschen für sich einzunehmen.

Die Fürstin unterstützte Vereine, Organisationen und immer wieder Ausbildungsstätten für Jugendliche.

Jahre später ging ich einmal mit ihr in das vis-à-vis von Schloss Eisenstadt gelegene Restaurant, und als sie eintrat, brandete Applaus auf. Ich bin sicher, dass dieser Applaus noch lange nachklingen wird.