Meinung/Kolumnen/GesMBH

Bissfest

Manchmal wollen unsere vierbeinigen Freunde überhaupt nicht angesprochen werden.

Karl Hohenlohe
über Sängerknaben und Lippizaner

Im Rahmen der Gala „A Tribute to Vienna“, traten die Wiener Sängerknaben gemeinsam mit den Lipizzanern in der spanischen Hofreitschule auf. Zahlreiche Fernsehstationen berichteten davon und beteuerten einmütig, dass es sehr schön gewesen sei.

Vor der Veranstaltung, so hörte man, wollten die jungen Buben die Pferde unbedingt begrüßen.

Das hat mir sehr gut gefallen. Es zeugt von großer Höflichkeit und der Neigung, die Tiere zu vermenschlichen.

Wie oft sind die Lipizzaner schon begrüßt, beklatscht und verabschiedet worden und haben es doch nur am Rande mitbekommen. Ihnen ist ein Stück Wiener Zucker oft näher als anhaltender Applaus, ein Kübel Wasser wertvoller als fotografisch festgehalten zu werden, und eine Möhre, wie die Deutschen sagen, tausendmal teurer als der Gruß der Sängerknaben.

Manchmal wollen unsere vierbeinigen Freunde überhaupt nicht angesprochen werden, vor allem in der Früh, wenn sie noch von der Weide träumen und den Kindern, die noch zu produzieren sind.

So war ich einst in der Gabelfrühstückszeit mit Heinz Holecek bei Renate Holm. Frau Holm, mit einer wunderschönen Stimme und großer Tierliebe gesegnet, hielt sich auch zwei Esel, lammfromm und gütig.

Heinz Holecek, der den beiden Tieren persönlich bekannt war, ließ es sich nicht nehmen, sie begrüßen. Er fasste Esel A am Ohr und flüsterte „Hallo“ und Esel A biss zu. Seither bin ich sehr vorsichtig, wenn es heißt, man will einem Tier nur rasch einmal „Guten Tag“ sagen.