Meinung/Kolumnen/GesMBH

Bärendienst

Die Tiere von Schönbrunn waren außer sich.

Gerade hatten sie noch in der Sonne gedöst, von der Savanne geträumt und die köstlichen Leckerbissen vor den Stäben gemustert, als sie erschraken.

Eine Gruppe von seltsam gekleideten Männern huschte an ihnen vorbei, lange Mäntel hingen ihnen von den Schultern, schwarz-weiß gefärbt, und die Zebras wieherten ihren besten Willkommensgruß.

Das inbrünstige Schnauben, Stampfen und Jubilieren der Zebras war noch gar nicht verklungen, da hoben endlich die Pinguine an. War es das gute, weil nasskalte Wetter oder doch die weißen Kutten mit den schwarzen Überhängen, die sie in Feiertagslaune versetzten und kurzzeitig sogar auf den toten Fisch, der da auf seinen Verzehr wartend durch das Wasser trieb, vergessen ließen?

Der Trott der schwarz-weißen Männer bewegte sich weiter und weiter und kam dann vor einem mit Bambus gefüllten Gehege zu stehen.

Da sprach Karl Wallner, der völlig zu Recht so beliebte Rektor der Zisterziensermönche von Heiligenkreuz, Folgendes in ein Fernsehmikrofon: "Wir werden ja auch sehr oft als spirituelle Panda-Bären bezeichnet und jetzt sind wir die Paten der zoologischen Pandabären und das ist einfach schön." Gegen dieses Statement gibt es überhaupt nichts einzuwenden, nur dass ich der felsenfesten Überzeugung bin, dass noch niemals irgendjemand irgendwann die Heiligenkreuzer Mönche als "spirituelle Pandabären" bezeichnet hat. Die Tiere von Schönbrunn waren außer sich.

Wir waren wahrscheinlich Zeuge einer kleinen Notlüge, die ja gemeinhin dem Frieden zuträglicher ist als der Wahrheit.

 

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at) hohenlohe.at