Meinung/Kolumnen/GesMBH

Autofahrer unterwegs

Der Lenker lächelte freundlich, war rasch aus den Augen, aber keineswegs verschwunden.

Karl Hohenlohe
über das Hansimobil

Plötzlich war die Gasse eine Straße und auf einmal war die Straße ein geheiligter Boden. Zuerst war noch alles ruhig gewesen, ein sonniger Sonntagnachmittag, wie ihn Kitzbühel schon millionenfach erlebt hat.

Dann hörte man von weit weg einen Motor, er wurde lauter und mit dem Lautwerden wurden die Hälse der Passanten länger. Als das Auto endlich an ihnen vorbeifuhr, lachten sie entrückt, winkten verlegen, zückten die Handys und drückten viel zu spät ab.

Später würden sie die Aufnahmen des Auspuffs in der Familie und im Freundeskreis herumreichen und von diesem unvergesslichen Tag erzählen. Die einen hatten ihn gleich erkannt und entzückt seinen Vornamen gerufen, die anderen brauchten eine Sekunde, dann sickerte das Unfassbare, sie öffneten den Mund und blieben, solchermaßen an Karpfen erinnernd, denen man das lebenswichtige Nass entzogen hat, am Trottoir zurück.

Der Lenker des – die Leserschaft weiß es längst – Hansimobils, nahm die Aufregung nur am Rande zur Kenntnis. Nicht, weil es ihm gleichgültig wäre, nein, weil es zur Gewohnheit wurde, seit er Millionen Tonträger beschäftigt.

Der Lenker lächelte freundlich, war rasch aus den Augen, aber keineswegs verschwunden. Dieses Vorbeifahren hatte sich für immer und ewig in den Köpfen der Passantinnen und Passanten eingebrannt. Das nächste Mal würden sie erneut an dieser Stelle verharren, „Hier war es“ denken und dann ein wenig glücklicher als zuvor weiterziehen.