Meinung/Kolumnen/GesMBH

Ausklang

Noch ist Herr Jürgens nicht zur Ruhe gekommen, die Medien lassen ihn nicht ewig schlafen.

Karl Hohenlohe
über Udo Jürgens

Schon demnächst wird man den singenden Herrn Udo Jürgens in der Television bestaunen können – ein Konzertmitschnitt zwei Wochen vor seinem Tod.

Bild- und Tondokumente dieser Kategorie werden gewöhnlich sehr speziell konsumiert. Man schunkelt nicht vor dem Fernsehgerät, dies würde der Respekt vor dem Verstorbenen verbieten.

Die Sendung wird von den zahlreichen Anhängern von Herrn Jürgens mit großer Betroffenheit verfolgt. Auch bei den fröhlichen Liedern schwingt dann etwas Trauriges mit, der eine oder andere melancholische Beitrag wird möglicherweise als Todesahnung interpretiert.

Noch ist Herr Jürgens nicht zur Ruhe gekommen, die Medien lassen ihn nicht ewig schlafen. Vereinzelt dichten Zeitungen, die Kinder könnten sich über sein Erbe nicht einigen und plötzlich wird einem klar, warum es Schlagzeilen heißt.

Auf den Fotografien, die Herrn Jürgens während seines letzten musikalischen Auftrittes zeigen, wirkt er manchmal ein ganz klein wenig müde, fast möchte man das Wort "erschöpft" in den Mund nehmen. Das stimmt in der Realität nicht, aber nachdem es sein letztes Konzert ist, sind unsere Eindrücke mit Endzeitgedanken gebeizt.

Ich kenne das Ende des finalen Mitschnittes nicht, ich weiß nicht, wann, wie und mit welchem Lied Herr Jürgens von der Bühne abgehen wird.

Aber ich weiß, dass sich Hunderttausende wünschen, er würde auch nach dem Erlöschen des letzten Scheinwerfers einmal noch im weißen Bademantel auf die Bühne zurückkehren.