Meinung/Kolumnen/fabelhafte WELT

Schöpfungskonflikt

Man will ja nur das Beste füreinander, aber woher soll man wissen, was das ist?

Vea Kaiser
über ihre Mutter

Am Anfang schuf Gott die Welt, dann hielt er die von der Schöpfer-Gewerkschaft verordnete Ruhepause, ehe er Mann und Frau kreierte, auf dass sie zusammen leben. Doch bevor der Mensch Vater und Mutter verlässt, muss der Sohn ausgiebig mit dem Vater und die Tochter ausgiebig mit der Mutter Konflikte austragen. So wollte es der Schöpfer, damit ihm nicht fad wird, hat die Bibel vergessen zu erwähnen!
Meine Mutter und ich jedenfalls haben – ganz im Sinne des Erfinders – bisher wenig Möglichkeiten ausgelassen, Konflikte auszutragen. Unsere Zankpunkte reichten von meinen Frisuren als Kind über meine Garderobe als Jugendliche bis zu Fragen der Work-Life-Balance. Meine Mutter ist Lehrerin, und zwar eine sehr gute. Dass man allerdings trotz so viel Ferien schwer gestresst sein kann, leuchtet mir, die wegen der baldigen Roman-Abgabe täglich von 6.30 Uhr in der Früh bis 8 Uhr abends am Schreibtisch sitzt, nicht besonders ein. Um über dieses Thema nicht in Streit zu geraten, hilft uns nur, sofort die Unterhaltung auf den Hund zu lenken, und was der alles Süßes anstellt.

Unterm Strich geht es in unseren Diskussionen um ein den meisten von Ihnen sicherlich wohlbekanntes Thema: Man will ja nur das Beste füreinander, aber woher soll man wissen, was das ist, wenn die Lebensentwürfe und Lebenswelten verschiedene sind? Momentan jedoch vertragen meine Mutter und ich uns prächtig, besser denn je, wahrscheinlich weil wir ein gemeinsames Projekt haben: die Hochzeit planen! Ich staune, wie einfach die Zusammenarbeit der Generationen ist, wenn beide genau dasselbe wollen, nämlich, dass das Kind endlich unter die Haube kommt. Meine Mami hat heute Geburtstag, und ich möchte ihr danke sagen. Danke, dass du, obwohl du im Beruf genug Stress hast, auch noch für mich Geduld hattest und hast – die wahrscheinlich größte Kretzn aller dich stressender Kretzn.

vea.kaiser@kurier.at