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Die Frage aller Fragen

Bitte sag ja, sonst muss ich springen!

Vea Kaiser
über Heiratsantrag

Nun, Mitte Feber, ist die Weltreise Geschichte. Alle Souvenirs sind verstaut, die besten Anekdoten aufgeschrieben, die Bräune wich der Blässe, der Alltag hat sich eingenistet und der Vitamin-D-Spiegel sackte in den Keller.
Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, die Dinge zu erledigen, vor denen man sich während der Reise drücken konnte. Zahnarzt, Hautärztin, Steuererklärung – egal, ob ich auf einem Arztstuhl liege oder meinen Taschenrechner gegen die Wand werfe,
im Hinterkopf kriecht der STS-Ohrwurm durch die Gehirnwindungen: Und irgendwann bleib i dann durt, lalalala.
Doch eine schöne Nachwirkung hat die Reise. Kurz nachdem wir aufgebrochen waren, saßen wir gegen drei Uhr auf dem Balkon – es war eine heiße Tokioter Sommernacht – als der Dottore Amore plötzlich gestand, mich angelogen zu haben. „Wie heißt sie?“, schrie ich, „ich kratz ihr die Augen aus!“ – „NEIN!“, schrie er, „ich war einmal, als ich dir sagte, dass ich wo bin, woanders!“ – „War sie Krankenschwester?“ – „Ich war bei deinen Eltern! Ich musste sie fragen, ob ich dich was fragen darf!“ Daraufhin fiel er auf die Knie, zückte DEN Ring und stellte DIE Frage. Völlig baff wisperte ich: „Ja!“, was er jedoch nicht hörte, sondern auf die Balkonbrüstung kletterte und drohte: „Bitte sag ja, sonst muss ich springen!“ Ich schrie so laut JA, dass ganz Tokio erwachte. Zuerst dachte ich, mal abwarten, ob der nach einem halben Jahr Weltreise, in dem wir 24/7 aufeinander picken, noch immer heiraten will, aber er will, ich will, und jetzt erst, wo wir zurück sind, verstehe ich, was das bedeutet. Es bedeutet, einen Albtraum zu durchleben: und zwar die Suche nach dem richtigen Kleid. Es bedeutet aber auch, dass ein Traum wahr wird: den Rest des Lebens mit dem Mann verbringen zu dürfen, der mein Herz berührt. Und mich erträgt. Ich glaub, viel besser geht’s nicht mehr.
vea.kaiser@kurier.at