Lahmender Held
Von Vea Kaiser
Putzfrau, Köchin, Krankenschwester und Romanautorin gleichzeitig zu sein, wurde mir zu viel.
über Haushälter und Haushälterinnen
In meinen Jugendtagen war ich Teilzeit-Feldherrin in einem Stellungskrieg gegen meine Eltern – bzw. Einstellungskrieg – und zwar, ob ich Hemdenbügeln, Kochen und Putzen lernen sollte. Aus heutiger Perspektive muss ich sagen: Gottseidank gewannen meine Eltern. Ich vertrete zwar noch immer meinen damaligen Standpunkt, dass Männer die besseren Haushälter sind, – schließlich sind die meisten Sterneköche männlich, ist die maskuline Physis besser geeignet, um den kraftaufwendigen Putzakt zu bewältigen und Hemden gehören sowieso ihnen – allerdings setzt dieser Standpunkt voraus, einen Mann zu haben, der auch stehen kann, was bei meinem Dottore Amore zurzeit nicht der Fall ist, denn der liegt mit gebrochenem Haxen flach wie ein gebügeltes Hemd. Und so bewahrte uns die Niederlage gegen meine Eltern davor, im Chaos zu versinken. Doch Putzfrau, Köchin, Krankenschwester und Romanautorin gleichzeitig zu sein, wurde mir zu viel, vor allem, da wir ja noch immer in Buenos Aires waren. Haushalten in Argentinien macht keinen Spaß. Im Salat fand ich Glas, ein Joghurt mit Ablaufdatum Jänner war völlig verschimmelt, und die Paradeiser schmecken nach Wasser. Made in China ist im Vergleich zu Industria Argentina leider ein Qualitätsmerkmal. Das erklärt jedenfalls, warum Buenos Aires die Stadt mit der weltweit höchsten Psychiater-Dichte ist. Wenn ich mein Leben lang das Gefühl hätte, Lebensmittel wollten meinen Untergang, würde ich mir auch professionelle Hilfe holen. Ich bemühte also eine andere, in Jugendtagen erworbene Fähigkeit, das Erstöbern günstiger Flüge und Hotels, und buchte uns für die Liegezeit meines Liebsten in ein All-Inclusive in der Karibik ein, damit der lahmende Held von Menschen umsorgt wird, die auch dafür entlohnt werden. Womit am Ende des Tages doch mein pubertäres Ich Recht behält: Arbeitsteilung ist etwas Tolles.vea.kaiser@kurier.at