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Sag mir dein Passwort, und ich sag dir, wer du bist.

Vea Kaiser
über seltsame Fragen des Alltags

Sommerlöcher sind super. Sie ermöglichen uns, über jene bedeutsamen Fragen nachzudenken, denen wir im Alltag zu wenig Aufmerksamkeit schenken, wie zum Beispiel: Was sind die am häufigsten gewählten Passwörter der Internet-Nutzer? Freilich, es gibt etliche Schlingel, die sich damit auch außerhalb der hitze- wie urlaubsbedingten Nachrichtenflaute beschäftigen – Trickbetrüger, Hacker, eifersüchtige Ehepartner, Geheimdienste, Helikoptereltern – ich für meinen Teil habe jedenfalls noch nie die Passwörter anderer Menschen recherchiert, und seit ich neulich einen Zeitungsartikel darüber las, bin ich völlig desillusioniert. Ich dachte, Passwörter sagen etwas über ihre Besitzer aus, à la: Sag mir dein Passwort, und ich sag dir, wer du bist! Ich nahm an, die Menschheit schützt ihre sensiblen Daten mit Information, die nur man selbst kennt, wie den Namen des ersten Haustieres, den Ort, wo man den geliebten Schatz kennenlernte, Zahlenkombinationen aus Hochzeitstag und Geburtsdatum des Erstgeborenen, etc. Nix da. Sollten Passwörter tatsächlich etwas über ihre Eigentümer verraten, dann, dass es gut ist, dass unsere mitteleuropäischen Schulsysteme Kreativität eher bestrafen als belohnen. Das beliebteste Passwort der Weltbevölkerung? 123456. Das der Österreicher? passwort, gefolgt von hallo und dem variationserfüllten hallo1. Während die männlichen Vornamen daniel, thomas und andreas in Österreich die hinteren Ränge der Top 10 belegen, rangieren dort bei unseren nördlichen Nachbarn schatz, arschloch und ficken. Es scheint, als würden die Menschen bevorzugt diejenigen Wörter zu Passwörtern küren, die ihnen in jenem Moment in den Kopf kommen, in dem sie sich für ein Passwort entscheiden müssen. Müsste ich jetzt ad hoc ein neues Passwort wählen, es würde lauten: Deutschland,ichhabdichliebaberduhasteinproblem.

vea.kaiser@kurier.at