Klo-Lob
Von Vea Kaiser
Wenn Klos eine olympische Disziplin wären, dann wären die Japaner unangefochtene Allzeit-Sieger.
über ihre Japan-Reise
Um ehrlich zu sein: Aus Japan zurück nach Österreich zu kommen, fiel mir überaus schwer. Während wir händchenhaltend zur Passkontrolle schritten, brüllte uns der Grenzbeamte missmutig an: „NUR ANA!“, und das in einem erzürnten Ton, als hätten wir versucht, den Wappenadler zu rupfen. Die Flughafentoiletten waren, um es mit einem einheimischen Wort zu bezeichnen, grindigst, und die Putzfrauen standen daneben, als würden sie dafür bezahlt, über die mangelnde Sauberkeit zu sudern, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. Am Gepäckband drängten sich Passagiere mitsamt Kindern, Hunden und Gepäckwagen, damit ja niemand aus der zweiten oder gar dritten Reihe den eigenen Koffer erspähen konnte. Spätestens da wollte ich sofort zurück nach Japan, während mein Dottore Amore Glückstränen in den Augen hatte. In meinem süditalienischen Schatzi scheint es ein Chaos-Gen zu geben, das für massives Unwohlsein sorgt, wenn die Böden zu sauber, die Menschen zu pflichtbewusst sind und alles reibungslos, gesittet und ohne Verspätungen funktioniert. Doch eines vermisst der Dottore Amore genau so schlimm wie ich: die japanischen Toiletten. Wenn Klos eine olympische Disziplin wären, dann wären die Japaner unangefochtene Allzeit-Sieger. Nippons stille Orte sind nicht nur von einer beispielhaften Sauberkeit, sondern ermöglichen ihrem Besucher, sie auch rundum sauber zu verlassen. Jede Zugtoilette verfügt über eine Fernbedienung, um sich per Duschfunktion hinten und vorne abzubrausen, (Temperatur und Strahlstärke natürlich verstellbar), den intimen Vorgang durch Froschquaken, Wasserplätschern oder sonstige lautmalerische Kulisse noch privater zu gestalten, und mit Föhn wie Deodorant das sanitäre Erlebnis zu perfektionieren. Sie meinen, das brauche man nicht? Vielleicht. Doch wenn man das einmal erlebt hat,
will man nicht mehr ohne.
vea.kaiser@kurier.at