Meinung/Kolumnen/fabelhafte WELT

Aus einer besseren Welt

Alles, was nicht bei drei auf einem Baum geflüchtet ist, wird frittiert.

Vea Kaiser
über Essen

Es gibt Orte auf diesem Planeten, die erscheinen mir wie Entwürfe einer besseren Welt. Die Niederlande zum Beispiel. Alles ist sauber, alles funktioniert, und sogar die ältesten Senioren können in perfektem Englisch erklären, wie man sich ins WLAN der Öffis einloggt. Dass man nur schwer Sonnencreme unter Lichtschutzfaktor 30 findet, ist vielleicht verbesserungswürdig, dafür macht sich die königliche Familie nützlich, und zwar als Produzenten der köstlichsten Pfefferminz-Zuckerln der Welt, während alles sonstige Essbare, das nicht bei drei auf einen Baum geflüchtet ist, frittiert wird. (Denn wie predigte mein Ex-Freund, der Puszta-Boy? Alles schmeckt besser, wenn es frittiert oder mit Gänseleber serviert wird.) Doch am entzückendsten an den Holländern ist, dass sie sich hauptsächlich mit dem Rad fortbewegen, sogar die Polizei! Leider sind auch unter den holländischen Radlern solche anzutreffen, die eine Zweitkarriere als Organspender anzustreben scheinen, dafür lächeln sie und sind gut gekleidet. Die Holländer haben nämlich (im Gegensatz zu vielen hiesigen Fahrradfahrern) verstanden, dass man sich nicht zwingend in neonfarbene B****zwickerhosis zwängen muss, um Fahrrad zu fahren: Man kann das auch im Anzug tun! Während ich in einem Den Haager Straßencafé saß, radelten schicke Ladys mit Stöckelschuhen vorbei, und ich lernte, dass man auch Hunde, Matratzen, eine Wochenration Tulpen und bis zu fünf Kinder auf einem Fahrrad transportieren kann. Drei Stunden lang sah ich kein einziges Auto in der Innenstadt – so könnte eine bessere Zukunft westlicher Industriestädte aussehen, dachte ich, und stellte mir vor, wie idyllisch es wäre, wenn in der Wiener City alle nur noch Fahrrad fahren. Doch dann weckte mich der Typ am Nebentisch aus meinen Träumen: „Hey, where do you come from? Your perfume smells very eastern-european.“

vea.kaiser@kurier.at