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Vom Altern und Hochwasserhosen

Das ist ja URpeinlich.

Vea Kaiser
Drei Fälle, die zu denken geben

Was erzeugt in uns das Gefühl, alt zu werden? Ich machte diese Woche Bekanntschaft mit drei Anlässen: 1. Wenn man das Verhalten der Jüngeren nicht mehr versteht. 2. Wenn sich Konstanten, die das gesamte bisherige Leben unveränderlich schienen, verändern. 3. Wenn die wirklich Jungen einem sagen, man sei URpeinlich.
Fall 1 kam mit dem Winter. Im Herbst noch trug ich dieselben, über dem Knöchel aufhörenden Hochwasserhosen wie all die hippen Mädls und wurde gefragt, woher ich meine stylischen Sneakers hätte. Dann wurde es kalt, ich ersetzte die stylischen Sneakers durch Stiefel, die jungen hippen Mädls hingegen zeigen ungebrochen nackte Fesseln und ich muss dem Drang widerstehen, sie zu fragen, ob ich ihnen Sockerln kaufen darf.
Fall 2 führte ein älterer Herr herbei. Ich meine nicht den Umstand, dass mir mein Opa anstelle seines Orientierungssinnes ausgerechnet die Neigung zu weißen Haaren vor dem 30er vererbt hat, sondern Erwin Pröll. Die berühmteste Halbglatze der nördlichen Hemisphäre war eine Konstante im Leben aller Niederösterreicher meiner Generation. Kanzler, Bundespräsidenten, Freundschaften oder Lieben kamen und gingen, er war da wie ein Planet, seit ich drei Jahre alt war. Nein, konstanter als ein Planet! In der Schule lernten wir, es gäbe neun Planeten. Nach der Matura waren es nur noch acht, doch das Landeshauptmannbild glänzte unverändert von den Wänden aller niederösterreichischen Bildungseinrichtungen.
Und Fall 3 war traumatisch. Ich dachte, es sei gestern gewesen, dass ich meinen Verwandten kreischend erklärte, sie sollen sich benehmen, sie seien URpeinlich, und zackbumm war ich auf dem Maturaball einer Nichte, wollte nur ein Foto machen, wie sie so hübsch mit einem adretten jungen Mann tanzte und was hörte ich: „Du bist URpeinlich!“ Und das war mir wirklich URpeinlich.

vea.kaiser@kurier.at