Meinung/Kolumnen/fabelhafte WELT

Muffin und ich

Plötzlich stand jener Muffin hinter mir und jaulte, als wäre mein nackter Po der Mond.

Vea Kaiser
über ein Hundeleben

Wer denkt, die größten Feindseligkeiten gegen unseren sexy Kanzler würden vom Koalitionspartner stammen, hat sich zu wenig aus dem Fenster gelehnt. Die heftigste Antipathie schlägt ihm nämlich in Indien entgegen, von einem Beagle namens Muffin. Als Mister Kern die Regierung umbildete, holte er den damaligen österreichischen Botschafter aus Delhi zurück in sein Wiener Büro. Der botschaftliche Beagle jedoch scheiterte an den Heimtier-Einreisebestimmungen der EU und muss einstweilen die Botschaft bewachen. Ich lernte seine pelzige Exzellenz kennen, als ich mich auf die Lesung im dortigen Kulturforum vorbereitete. (Was duschen im botschaftlichen Poolhäuschen bedeutete, da Delhi nicht nur eine heiße, sondern vor allem dreckige Stadt ist). Im Kopf ging ich jene Passagen durch, über die ich bei Lesungen auf Englisch stets stolpere, als plötzlich jener Muffin hinter mir stand und jaulte, als wäre mein nackter Po der Mond. So viel Ärger, Schmerz und Wut lag in der großen Stimme dieses kleinen Wesens, das zwar die Ehre hat, die oberste diplomatische Vertretung der Republik Österreich am indischen Subkontinent zu mimen, doch lieber die Schuhe seiner Familie zerkauen würde. Seine Exzellenz der Beagle hat unzählige Betreuer, wie es in Indien genug Personal für alles gibt, doch Zuhause ist nunmal, wo das Herz ist. In wenigen Wochen darf Muffin ausreisen, aber bis dahin jault und heult er, dass mittlerweile sicherlich die gesamte Hunde-Population Delhis weiß, dass Regierungsumbildungen (und natürlich die Tollwut-Antikörperbestimmungen der EU) eine böse Sache sind. In diesem Sinne hoffen wir, dass unsere liebe Regierung zur Abwechslung ein bissi brav regiert, anstatt von Neuwahlen zu fantasieren. Wenn man schon nicht an die Bürger denken will, dann könnte man zumindest auf die Hunde Rücksicht nehmen.

vea.kaiser@kurier.at