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Und er klebt doch!

Eine solche Wendung könnten wir Schriftsteller niemals in einem Roman geschehen lassen.

Vea Kaiser
über die Bundespräsidentschaftswahl

Dass unsere wiederholte Bundespräsidentschaftswahl aufgrund nicht klebenden Klebers auf den Krampus-Vortag verlegt wird, ist so absurd, dass es irgendwie lustig ist. Eine solche Wendung könnten wir Schriftsteller niemals in einem Roman geschehen lassen, da sie die Leser als zu unglaubwürdig ablehnen würden. Doch anstatt, dass mir jetzt nette Klebstoff-Witze einfielen, um auf gut Österreichisch über dieses Drama hinwegzulachen, muss ich ständig an das Schicksal der Druckerei denken. So ärgerlich das alles ist, ist es leider Tatsache, dass in der Druck-Branche Fehler passieren, selbst wenn Mensch und Maschine ALLES tun, um das zu verhindern. Meine Bücher erschienen in zirka vierzig Auflagen und Ausgaben, zwei Mal war das Druckwerk Makulatur, sprich so fehlerhaft, dass es eingestampft werden musste. Der (Buch-)Druck ist eine der größten Erfindungen des Menschen, und dem Menschlichen entsprechend fehleranfällig. Europäische Druckereien sind dazu eine vom Aussterben bedrohte Spezies, da es heutzutage oftmals billiger ist, Waren in China drucken und von dort verschiffen zu lassen, als die Druckerei um die Ecke zu beauftragen. Hand aufs Herz: Wir wollen wirklich nicht von den Chinesen abhängig sein, um unsere Demokratie durch Wahlen praktizieren zu können. Natürlich kostet dieses Debakel Geld und Nerven, doch diverse von Menschen verschuldete Bankenkrisen kosteten noch mehr Geld und Nerven, ohne dass der Aufschrei allzu laut wurde. Leider. So verquer es sich anhört, vielleicht hat das alles sein Gutes. Vielleicht kühlen durch den fast einjährigen Wahlkampf die Gemüter etwas ab und es wird – trotz dieser teils vehementen Spaltung in zwei Lager – am Ende das Verbindende stärker als das Trennende. Und damit hätte der Klebstoff genau das bewirkt, wozu er einst erfunden wurde.vea.kaiser@kurier.at