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Stöger: Ganz großes Kino

An dieser Stelle haben mein geschätzter Kollege Peter Schöttel und ich schon festgehalten, dass die Qualität der EURO-Spiele im Durchschnitt sehr hoch ist. Das Niveau des Turniers drückt sich auch dadurch aus, dass es im Grunde nur wenige Überraschungen gegeben hat. Das Ausscheiden der Russen und der Aufstieg der Griechen waren eher unerwartet.

Wir sehen im Viertelfinale bzw. teilweise auch schon im Halbfinale große Fußball-Nationen wie Deutschland, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien oder England mit all ihren Superstars. Für den Fußballfan ist das großes Kino, das ist auch irgendwie Sinn und Zweck einer großen Fußball-Messe, wie es EM- und WM-Endrunde nun einmal sind.

Deutschlands Teamchef Joachim Löw hat mich gegen Griechenland doch ein wenig überrascht. Ich habe gemeinsam mit Andreas Herzog vor dem Fernseher sehr wohl über die personellen Veränderungen bei den Deutschen gestaunt. Immerhin hat Löw die Torschützen in den Gruppenspielen – Gomez und Podolski – auf die Bank gesetzt. Jetzt kann man natürlich meinen, dass so ein Wagnis nur gegen Griechenland funktioniert und gegen ein besseres Team ins Auge gehen würde. Als Trainer habe ich mir schon die Frage gestellt: Was wäre gewesen, hätte das nicht geklappt, wäre der Plan nicht aufgegangen? Die Schlagzeilen hätte ich gern gelesen.

Fokussiert

Ich gehe davon aus, dass Löw weiß, was er tut, und dass das Risiko, das er eingegangen ist, für ihn ein überschaubares war. Wenn sich ein Trainer für eine Aufstellung entscheidet, dann denkt er nicht an die Folgen im Falle einer Niederlage. Löw war überzeugt, dass er das Richtige tut. Dieses Verhalten und diese Selbstverständlichkeit imponieren mir.

Ebenso, dass im deutschen Team – abgesehen von den Diskussionen um die Aufstellung von Mario Gomez – seit vielen Jahren Ruhe herrscht. Vorbei sind die turbulenten Zeiten eines Matthäus oder Effenberg. Die Deutschen wirken zumindest nach außen hin absolut fokussiert. Sie vermitteln zudem das Gefühl, dass sie den Titel wollen und diesem Ziel auch sämtliche persönlichen Eitelkeiten unterordnen.

Ähnliches gilt für die Italiener, die durch externe atmosphärische Störungen in ihrer Vorbereitung auf die Turniere der Jahre 2006 und 2012 durcheinandergebeutelt worden sind. Bisher haben sie bei der EURO eine Leistung geboten, die ich ihnen nach dem Manipulationsskandal in dieser Form nicht zugetraut hätte. Die Italiener beherrschen offensichtlich die Kunst, sich in den entscheidenden Momenten zusammenraufen zu können.

Zerstritten

Andere Teams wiederum zelebrieren immer wieder bei großen Turnieren eine Selbstzerfleischung. Frankreich scheiterte 2010 dadurch kläglich, auch jetzt keimte wieder ein Zwist auf. Und die Niederlande flogen genau aus diesem Grund nach der Vorrunde heim: zu viele Individualisten, zu wenig Kollektiv. Auf diesem Niveau, wo Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden, kann sich das auch ein Top-Team nicht leisten.

peter.stoeger@kurier.at

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