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Die manisch-depressive Krawatte

Mir fiel kein Trost ein. Was sollte man denn auch sagen? "Nimm`s bloß nicht persönlich!" oder "Bis d` heiratst, ist alles wieder gut!" oder "Geh acht Kerzen im Dom anzünden, dass dir diese narzisstische Persönlichkeitsstörung auf zwei Beinen erspart geblieben ist!" Alles sinnlos angesichts dieser Trümmerfrau, die mantramäßig den Satz wiederholte: "Aber wir haben schon Immoinserate studiert. Und einen Fertilitätsspezialisten kontaktiert. Er hat es doch wirklich ernst gemeint. Und jetzt schreibt er, dass er noch nicht so weit ist." – "Männer sind Moment-Spezialisten. Sie singen dir das Lied, das du hören willst. Was glaubst du, was mir schon alles versprochen wurde." – "Was denn?" kam es jetzt mit kläglicher Stimme. Ich dachte nach. Und hatte sofort die rosa Krawatte im Kopf.

Die rosa Krawatte hing in einem Rotweinglas und gehörte einem Mann, der mir in Minute 27 nach unserem Kennenlernen erklärt hat, dass ich nie wieder Angst haben müsse, verletzt zu werden, und der Rest unseres gemeinsamen Lebens genau jetzt begonnen hätte. Man muss zur Verteidigung der rosa Krawatte ins Treffen führen, dass es sich um einen bipolar gestörten Alkoholiker gehandelt hat, der gerade durch seine manische Phase fegte. Aber das war mir erst in Minute 32 klar geworden.

Diese Geschichte entlockte ihr jetzt wenigstens einen Lachgluckser. Dann folgte die Frage: "Aber warum versprechen Männer soviel und halten so nix?"– "Weil sie uns nicht weh tun wollen. Und ihnen ihre Ruhe heilig ist. Und sie es manchmal in diesem Augenblick der hormonellen Aufgeregtheit wirklich so meinen." – "Da soll sich einer auskennen." – "Eben. Das ist doch der Treibstoff der Liebe. Dass man nichts Genaues weiß und sich keiner so richtig auskennt." – "Die Hormone, die depperten, sollen mir nach Haus` kommen!", kicherte sie jetzt, "dann setzt`s nämlich was!"

 

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