chaos DE LUXE: Marderische Trips
Ich bin in Marder-Panik. In meinen schlimmsten Albträumen habe ich im Alleingang Häuser zu bewohnen, in denen sich diese schrecklichen Nagetiere tummeln. Sie sind mannshoch, diese Viecher, und tragen meistens prollige Trainingsanzüge von Adidas. Mit der Bedeutung dieser Spezies in meiner Psyche soll sich mein Therapeut herumplagen. Die gute Nachricht: Diese marderischen Horrortrips haben meist ein Happy End. Und die Rettungsschirme werden immer von meinen Freundinnen geworfen. Sie reichen mir scharfe Beruhigungssuppen, erklären den Mardern, dass sie endlich scheißen gehen sollen und verscheuchen meine Angstgewitter mit ihren Lachsalven. Fast so wie im richtigen Leben auch. Während ich bei meiner Männerwahl in der Lebenslotterie ein echter Brieflos-Typ war und nahezu immer die "Leider nein"-Nummer ziehen musste, habe ich bei meinen Mädels ein wirklich goldenes Händchen. Ablachen, bis der Arzt kommt, ist unsere Devise. Manchmal schafften wir es sogar, dass irgendwelche Miesepeters wütend von ihren Restauranttischen stoben, weil sie uns Prinzessinnen auf den Kichererbsen nicht mehr ertragen können. Wir sammeln einander aber auch auf, wenn unsere Seelen Trümmerfrakturen von diversen Liebesbanditen davongetragen haben. Oder der Bankomat zickt, weil der Kontorahmen sich doch nicht so elastisch gestaltet, wie ursprünglich angenommen. Oder ein Fortpflanz sich zunehmend zu entmuttern beginnt. Noch hab’ ich bis dahin ein bisschen Schonfrist, aber wenn es einmal so weit sein wird, wird man in Gummistiefeln durch meine Tränen waten müssen. Und ich weiß schon jetzt: Sie werden da sein. Und mich dabei auch sehr ungeschminkt und in Häschenpantoffeln ertragen. Denn wahre Freundschaft geht über alle Barrieren – auch die des guten Geschmacks.
polly.adler(at)kurier.at
Kürzlich erschienen: der erste Polly-Adler-Roman "Venus im Koma"