chaos DE LUXE: Fette Flunder Liz
"Heute sind die Katze vom Louis und Liz Taylor gestorben - was für ein Scheißtag!" smselte der Fortpflanz, der die Diva-Oberin doch nur mehr mit acht Doppelkinns in einem Rollstuhl kennengelernt hatte. Auf die Frage, was das Kind am Abgang von der Taylor denn so wahnsinnig traurig fände, antwortete es knapp: "Die Taylor und ihre Romanze mit Burton, das war Leidenschaft pur - emotional betrachtet ganz großes Damentennis." Keine 17 und schon beginnt dieses "Damals-war-alles-anders"-Lamento. Wochen später eine TV-Doku auf Arte - Thema: das Liebesinferno zwischen Liz und Dick. Und der Desillusionierungs-Donner: Burton hat sich von der Taylor nur einkassieren lassen, damit er seine Mittelmaß-Karriere "pimpte". Eigentlich ging sie ihm mit ihren Launen und der pathologischen Exzentrik mächtig auf den Sack. La Taylor hingegen war dem walisischen Trinker nur deswegen so verfallen, weil der zickte und sie als klopsförmig und ungebildet verhöhnte, während alle anderen Herren vor ihr unter erhöhter Speichelproduktion winselnd in den Sand gefallen waren. Diese abwertende Lässigkeit peitschte sie in die Sirenen-Hochform. Wie deprimierend! Das, was uns die Boulevardmaschinerie als größte Leidenschaft des 20. Jahrhunderts verkauft hatte, konnte man auf jenen Satz reduzieren, den mir einmal ein Psychiater-Freund geflüstert hat: "Es müssen sich nur die jeweiligen Neurosen ineinander verschränken, dann kann man schon von Liebe sprechen." Nunja, das ganze Wir-sind-für-einander-bestimmt-Brimborium für den lieben Hugo also. Aber wohin jetzt mit diesem Erkenntnisstand? Ins Boutique-Kloster? Auf seinem Totenbett hatte Burton allerdings verbriefterweise als finalen Satz "Ich wünschte die fette Flunder wäre hier"geflüstert. Ein schwacher Trost, aber zumindest ein Trost für die unter Burn-out-Bedrohung stehende Romantikerin in mir.
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