Meinung/Kolumnen/Chaosdeluxe

chaos DE LUXE: Erschöpft & emanzipiert

Die liebe Soziologie hat mich einem neuen Frauen-Club zugeordnet. Ich bin Mitglied der "erschöpften post-emanzipatorischen Generation". Das unterschreibe ich sofort. Schuld ist natürlich meine Mutter, die mir bereits nach dem ersten Krabbeln ständig den Satz "Du darfst nie, hör zu, nie, einen Mann um das Geld für Nylonstrümpfe bitten müssen!" ins Ohr brüllte. Bravo, Mama, du hast gewonnen. Kein Mann sah sich je gezwungen, meinetwegen seine Spendierhosen aufzubügeln. Heute muss ich nur meine reizende Bankbetreuerin um Geduld bitten, auf dass sie meinen Rahmen etwas elastischer gestalte. Oder mich vor der finsteren Macht des Finanzamts winselnd auf die Knie werfen. Meine Tochter kneift manchmal die Augen zusammen, wenn sie mich mit graugrünem Gesicht und Ringen - leider nicht an den Fingern, sondern unter den Augen - hinter meinem Computer-Kasterl sitzen sieht und merkt nur stoisch an: "Nein danke!" - "Nein danke, was?!" - "Das kann doch bitte nicht das Leben sein!" - "Willkommen, Liebling, auf der Erde! Das Leben ist nun einmal mehr Steuer, Lebensmittelintoleranzen und Bandscheibenvorfälle als Paris, Fleurop und Prada." Das Problem ist, dass das Kind mit Altersgenossen in Kontakt kommt, die weit über unserer Einkommensklasse liegen, und es nahezu als narzisstische Kränkung betrachtet, unter 200 Quadratmetern und ohne Außenstellen auf den Balearen und Kitz leben zu müssen. "Ich hab die Lösung!", trällert das Kind jetzt. "Und zwar?" - "Ich werde Hausfrau!" - "Was für eine Bankrotterklärung meines pädagogischen Konzepts!" - "Chill, Mom, Hausfrau, weil ich nach jeder Scheidung einfach das Haus behalten werde." Danke, seht nur, ihr lieben BH-Verbrennerinnen, ihr habt eure Wäsch' ganz umsonst ins Feuer geworfen.

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"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN ERSCHEINT Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden. Ab Ende Oktober im Handel.