Roto di dolor
Von Polly Adler
Roto di dolor
über Liebe und Krieg, brother
Mein Spanisch ist unter nada, aber ich versuche mir mittels der Lektüre der Klatsch-Postille „Hola“ ein Grundvokabular anzueignen. Zwölf Seiten werden diesmal dem Begräbnis eines Toreros gewidmet, der optisch schon stark in Richtung Liberace gedriftet war. „Rotas di dolor“ (zerbrochen vom Schmerz) standen all seine Ex-Chicas am Sarg, die bei dieser Gelegenheit auch einen Wettkampf um die größte Designer-Sonnenbrille ausgetragen hatten. Als ich in meinem Stammcafé, dem Ca'n Moixet, so fröhlich verblödete, setzte sich ein junger Spanier an meinen Tisch. Statt eines Grußworts schluchzte er einfach laut los. „Roto amor?“ Er warf sich schmerzverzerrt über meinen Kaffee. Mein Wortschatz war damit auch schon an seine Grenzen gestoßen, also Englisch. Er: „Sag mir bitte, was ich falsch gemacht habe?!“ – „Ähem ... nun ja. Vielleicht hast du ja alles viel zu richtig gemacht. Das wirkt oft auch abschreckend auf Frauen.“ Statt einer Antwort knallte er einen Diamantring auf den Tisch: „Den, den hat sie mir zurückgeworfen. Alles viel zu früh. Aber sie war ... sie ist die Liebe meines Lebens, verstehst du?“ – „Ich sage jetzt ein paar idiotische Sätze: A) Wenn du jetzt weiter vor ihrer Tür winselst, wirst du für sie the unsexiest man alive. B) Irgendwann wird der Tag kommen, an dessen Ende du erstaunt feststellen wirst, dass es der erste war, an dem du keinen Gedanken an sie verschwendet hast. Dann wirst du in dein Spiegelbild flüstern: „Spanien ist frei.“ C) Und ein paar Monate später werden sie wieder flattern, die Schmetterlinge, die dir eine andere Chica in die Herzgegend pflanzt.“ – „Und wenn sie doch die Liebe meines Lebens war?“ verharrte er im Roto di dolor-Modus.
„Dann hast du eben ein verfluchtes Pech gehabt. Liebe ist Krieg, brother!“ Diese Erstversorgung war ihm jetzt einen Cava wert.
Wir tranken auf all den dolor, der uns nicht zerbrochen, sondern weiser gemacht hat.
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