Lady Macbeth 2.0
Von Polly Adler
F hat jetzt diesen Claire-Underwood-Look kopiert: edle Schlichtheit in Anthrazit und Weiß, gekrönt von einem flotten Kurzhaarschnitt. Das ganze Konzept signalisiert: „Ich bin sexy, aber ich habe es, im Gegensatz zu euch Tussis, nicht notwendig, damit hausieren zu gehen.“ Die Stil-Mutation hat auch Fs Sprache infiziert. Sie sagt jetzt Dinge wie „Die Soundso leidet an einer gewissen Focus-Problematik...“ oder „Wie ich diese Geschichte spin-doctore, liegt auch noch im Argen.“ Claire Underwood ist die von Robin Wright dargestellte „First Lady“ in der Fernsehserie „House of Cards“ und eine Art Lady Macbeth 2.0. F betreibt noch eine Pasteten-Werkstatt im Rochus-Viertel in Wien, aber vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Bezirksgrößen von 1030 aushebelt und in einem Machiavellischen Machtrausch Richtung Ballhaus driftet, um dort dem politischen Mittelmaß ein für alle Mal Mores zu lehren. „Ich wette mit dir“, raunte sie mir zu, als sie mir ganz White-House-elegant „Eistee an Minzedialogen“ reichte, „die kommende Staffel wird so enden, dass Claire Underwood, die ja schon jetzt Vize ist, ihren bezaubernden Gatten kalt stellt, und so die erste Präsidentin der USA wird. Das wird ein großer Tag für den Feminismus.“ Ich verzichtete darauf, F darauf aufmerksam zu machen, dass „First Claire“ a) Fiktion ist und es b) auch nicht als Triumph zu werten ist, wenn Frauen ihre männlichen Mitbewerber an shakespearescher Grausamkeit noch übertrumpfen. F, die Pastetenkönigin, war nämlich schwer verwundet. Ihr First „Ex“ Kurti hatte sie vor einigen Wochen wegen einer russischen Ausdrucks-Kunsthistorikerin sitzen lassen, deren Dekolleté bis knapp über den Boden reichte und die von ihrer ganzen Attitüde „totally Versace“ war, wie sie es selbst nannte. Gegen diese hormonelle Besatzungsmacht war wenig auszurichten – schon gar nicht mit Leinenkostümen und Eistee an Kurzhaar.