Meinung/Kolumnen/chaos DE LUXE

Fiese Frühlings- hühnchen-Abstauber

Nun gut: Aus der Sicht der Männer können wir durchaus nachvollziehen, dass deren weibliche Zielgruppe weit unter der eigenen Altersklasse liegt. So ein Frühlingshühnchen an der Seite, das Pillen ausschließlich zum Zweck der Verhütungsstrategie einwirft, Bandscheiben für ein Frisurenaccessoire und Johanna Dohnal für eine Comicfigur aus Entenhausen hält, übertüncht den Jammer über die eigene Vergänglichkeit. Aber was geht in diesen Frauen vor, die ihre Jugend an dreißig Jahre betagtere Säcke hängen? Schließlich ist jede Altersgruppe von spezifischem Freizeitverhalten geprägt. Ältere Menschen haben Freude daran, komplizierte Mahlzeiten zu kochen, bedeutungsschwer an alten Weinen zu nippen, im Sommer nach Salzburg zu fahren und Wirbelsäulenschulen zu besuchen; die Generation davor will einfach nur Wirbel, hört „Bilderbuch“, tindert, glüht vor, zwischen und nach, raucht lustige Zigaretten aus unmedizinischen Beweggründen und besucht unbestuhlte Konzertveranstaltungen. Ich für meinen Teil wäre als Mittzwanzigerin lieber erkaltet über dem Gartenzaun gebaumelt, als mich an so einen mountainbikenden, Musikverein-abonnierenden 50-plus-Greis zu verschleudern, der noch vor Mitternacht von einer Weinverkostung nach Hause will, weil er am nächsten Tag früh raus muss. Ich frage meinen Freund P, einen Frühlingshühnchen-Abstauber der fiesesten Sorte, welche diabolische Logik hinter diesem Konzept steht. Sein Blick trug die Sprechblase „Samma ein bisserl neidig?“, er selbst sagte extratrocken: „Ganz einfach: Sie hat einen Vaterkomplex und ich schlaf gern mit Frauen, die rein theoretisch meine Tochter sein könnten. Eine Win-Win-Situation.“ An dieser schlichten Formel gibt es interpretatorisch wenig herumzudoktern. Ich war schon wieder nicht klüger.

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