Meinung/Kolumnen/chaos DE LUXE

Enya und Scholl-Sandalen

Sie hört sicher Enya und macht sich um den Regenwald Sorgen.

Polly Adler
über die Neue von Kurti

Sie ist so arm, ganz arm ist die. Eigentlich kann die gar nichts. Sie lebt auf 38 Quadratmeter und isst tagelang nur Gemüseeintopf. Ihr einziger Luxus ist ab und an ein Lachyogaseminar oder eine kratzige Fairtrade-Bluse.“ P überschlug genießerisch ihre Beine und betrachtete ihre sicher frivol ungünstigen KFBs (Kompensation-für-erlittene-Frustrationen-Böcke) mit großem Wohlwollen. „Schatzi“, unterbrach ich sie, „welcher Planet, welches Stück?
Oder ganz banal: Von wem sprichst du?“ Schrotsalven von Blicken, die in einem mündeten, den Katzen tragen, nachdem sie ihren Quartiergebern eine Maus vor die Füße geknallt haben. „Na, von wem wohl? Der Großfürstin beider Sizilien? Nein, ich red’ von dem Hilfsprojekt, das der Kurti gerade auf seiner Priority-Liste stehen hat ...“ Kurti war in unserem Sprachgebrauch der Überbegriff für einen besser Verflossenen, der aber dennoch eine schmerzhafte Lücke hinterlassen hatte. Dieser Phantomschmerz musste dann meist mit posthumer Herabwürdigung behandelt werden. „Dass sich so ein Weichei wie der Kurti dann auch noch eine solche Hascherl-Prinzessin um den Bauch bindet, kapier ich einfach nicht.“ – „Mit dem Modell fühlt sich der Kurti einfach einmal so stark, wie er sich mit dir nie fühlen konnte“, spendete ich beherzt Trostlosigkeit, „da hat er endlich einmal den Aszendent Checker, den du ihm nie vergönnt hast.“ – „So ein cochonesloser Voll-Verlierer!“ Jetzt begann Trauer sich Bahn zu brechen, denn ihre Oberlippe zitterte. „Sie hört sicher Enya, macht sich um den Regenwald Sorgen, ordnet ihre Gewürze nach dem Ablaufdatum und wirft eine bequeme Scholl-Sandale über, wenn sie vom Underachieving nach Hause kommt.“ – „Ja“, brüllte sie jetzt begeistert los, „Enya, Scholl-Sandalen, wahrscheinlich hat sie auch eine Katze mit einem italienischen Vornamen. Was will man von einem Mann, der einen solchen Frauengeschmack hat?!“