Meinung/Kolumnen/chaos DE LUXE

„Achtung, Doppel-Null!”

Natürlich hatschte man in den neuen James Bond. In einem Pulk, denn im Kollektiv ist das der doppelte Spaß. Angesichts des kompakten Kerlchens, das selbst nach den gefährlichsten Turnübungen einen extratrockenen Oneliner („Was machen Sie hier? – „Ich bin gekommen, um Sie zu töten.“) ins Gefecht schießt, benahmen wir uns wie eine Mischung aus Männern auf dem Fußballplatz und Vorschulkindern im Kasperltheater. Wir brüllten „Yes, James, Vollgas“ oder „Besorg’s dem narzisstischen Idioten von Waltz!“ oder „Achtung, Doppelnull, Super-Fiesling rechts hinten“. Die puristischen Bondianer rechts von uns were not amused, aber das kümmerte uns 000. Natürlich ist „Spectre“ noch immer kein Triumph für die Gleichbehandlungskommission. Die freudige feministische Erregung im Vorfeld, dass der promiske Turbospion endlich in der eigenen Altersgruppe wildert und einer 50-plus-Bellezza erliegt, sollte nur von kurzer Dauer sein. Monica Belluccis Larger-than-Life-Lippen beben einen Drink und eine schnelle Nummer im Stehen lang: Der Mann steht eben unter extremem Weltrettungsdruck. Sein Herz verfängt sich dann doch in einer 30-minus-Blondine, von der wir aber eine wertvolle Betriebsanleitung für verhaltensoriginelle Buben auf den Weg mitbekommen. „James“, erklärt sie ihm in rauchenden Trümmern, „geh bitte! Ich will dich nicht ändern.“ Danke dafür, Doktor Swann. Denn viel weibliches Leid entsteht doch weltweit genau aus dieser Veränderungsmanie. Eine Paartherapeutin erzählte mir einmal, dass 80 Prozent ihrer Klientinnen ihre Männer mit Phrasen à la „Verbessern Sie mir dieses Modell!“ in ihre Praxis kippen. Wenn wundert’s, dass diese Jungs dann ziemlich bald viel nachdenken müssen und in diesen Gedanken ihre Miese-Petras eine eher marginale Rolle spielen.

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