Meinung/Kolumnen/Anstoss

Zehn Jahre Challenge

Warum schaffen es dort so viele Nachwuchs-Teamspieler in die Weltspitze und bei uns nicht?

Günther Pavlovics
über die Schweiz und Belgien

In Belgien empfand man das Ausscheiden in der Vorrunde bei der Heim-EM 2000 als desaströs. Der Fußball-Verband legte sich ein neues Konzept zurecht, das auf die konsequente Jugendförderung abzielte – wie es EM-Mitveranstalter Niederlande schon lange zuvor hatte. Österreich erhielt 2002 den EM-Zuschlag mit der Schweiz, wo es schon seit 1995 ein Nachwuchskonzept gibt. Das österreichische Projekt „ Challenge 08“ wurde 2003 ins Leben gerufen. „Spätestens 2008 muss Österreich an die internationale Spitze zurückgekehrt sein“, schrieb der damalige ÖFB-Präsident Friedrich Stickler. Österreich spielte in der Vorrunde 0:1 gegen Kroatien und Deutschland, 1:1 gegen Polen. Desaster? Nicht doch. War ja fast heldenhaft.

Schon 2003 lobte Stickler die Erfolge der Nachwuchsteams. Zehn Jahre danach freut man sich, an einer U-17-WM teilzunehmen, für die sich Deutschland und Spanien nicht qualifizieren konnten.

2003 hieß der „Vorsitzende des Lenkungsteams Challenge 08“ Leo Windtner. Der könnte sich daher fragen: Warum haben die Konzepte in der Schweiz und Belgien gefruchtet? Warum schaffen es dort so viele Nachwuchs-Teamspieler in die Weltspitze und bei uns nicht?

Doch Windtner, mittlerweile ÖFB-Präsident, plagen derzeit andere Fragen: Hätte ich Marcel Kollers Konzept vertrauen und den Teamchefvertrag früher verlängern können? Und wer könnte wie der Schweizer auf konsequentem Weg dem Team eine Linie geben?