Nestbeschmutzung

Es sei einmal in den Raum gestellt: Die österreichische Seele reagiert auf Kritik beleidigt. Egal, ob dies die Seele eines Firmen-Chefs ist oder eines Polit-Bonzen oder eines Vereins-Maiers.

In guter alter Mir-san-jo-mir-Mentalität wurde bei der Generalversammlung von Rapid ein Antrag angenommen, wonach das Präsidium prüfen soll, ob die Aussagen von Norbert Darabos in einem KURIER-Interview vereinsschädigend waren.

Der frühere Verteidigungsminister ist Mitglied das Rapid-Kuratoriums und hatte nach den jüngsten Derby-Ausschreitungen derart Vereinsschädigendes gesagt: "Rapid und Austria tun zu wenig gegen diese Entwicklungen. Mir blutet das Rapid-Herz: Aber ich habe den Eindruck, dass Rapid noch nachlässiger als die Austria ist." Und: "Vielleicht fehlt da auch der Mut für unangenehme Wahrheiten."

Na pfui! Raus mit dem Nestbeschmutzer.

Dafür lässt man Jahr für Jahr Dummköpfe drinnen, die auf den Platz stürmen, die Böller in Familiensektoren schießen.

28.200 Zuschauer waren gekommen. So viele wie schon lange nicht zu einem Wiener Derby. Was für ein toller Besuch in einer Stadt mit 1,8 Millionen Einwohnern. Zum Vergleich: Der WAC hat rund 5000 Zuschauer im Schnitt und ein Einzugsgebiet von 50.000 Menschen im Lavanttal. Mattersburg hat in der Ersten Liga 3579 Zuschauer im Schnitt. Die Stadt hat 7118 Einwohner. Rechnet man nur die WAC-Zahlen hoch, müssten 180.000 Zuschauer kommen zum Duell zweier Vereine, deren Fans sich offensichtlich sehr wichtig nehmen.

Schaut man nach Mattersburg und Wolfsberg, sieht man dort viele Familien auf den Tribünen. Und bei den Wiener Klubs? Wie viele Familien sind während des Spiels zwischen Rapid und Austria gegangen? Wie viele werden nicht mehr wiederkommen?

Die Bundesliga hat zwei Stadionverbote verhängt.

Wie viele die Austria? Wie viele Rapid? Wer hat dort beantragt, dass alle diejenigen, die die Familien vertreiben, aus den Stadien entfernt gehören?

Die sind vereinsschädigend.