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Mit Ecken und Kanten

In Zeiten der Phrasendrescher und Ja-Sager ist ein Typ mit Ecken und Kanten.

Andreas Heidenreich
über Aleksandar Dragovic

Der Schweizer Boulevard hat Aleksandar Dragovic ganz besonders ins Herz geschlossen. Weil er ... a) bei der Meisterfeier eine pyrotechnische Fackel zündete;

b) bei der Medaillenübergabe nach dem Cupsieg einem hohen Politiker einen Streich spielte und ihn auf die Glatze tätschelte;

c) sich für diesen Gag nur mit einem Augenzwinkern entschuldigte und sich

d) ein paar nicht druckreife Wortgefechte mit seinen Gegnern lieferte.

Seine Gelb-Rote Karte machte tagelang Schlagzeilen. Ein Flegel soll er sein und ein Skandal-Ösi. Vergessen oder einfach nicht erwähnt wird, dass er ...

a) konstant gute bis sehr gute Leistungen bringt;

b) zum besten Verteidiger der Schweizer Liga gewählt wurde;

c) er vor allem aufgrund seiner Qualitäten im Spielaufbau schon internationale Klasse hat;

d) er in seiner Freizeit unter Anleitung von Hermann Maiers Fitness-Guru Heini Bergmüller an seiner Kondition arbeitet.

Dragovic weiß, dass er sich den einen oder anderen Fauxpas hätte sparen können. Er hat die technischen Qualitäten von Mario Gomez infrage gestellt, dafür eine auf den Deckel bekommen (0:7) und – das ist entscheidend – daraus gelernt. Aber in Zeiten der Phrasendrescher und Ja-Sager ist ein Typ mit Ecken und Kanten, einer, der extrovertiert ist und sein Herz auf der Zunge trägt, eine willkommene Abwechslung. Happy Birthday.