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Mehr Realismus, bitte

Wo, bitte, sind denn die USA ohne Vonn und Shiffrin?

Stefan Sigwarth
über Peter Schröcksnadel

Peter Schröcksnadel hat sich große Verdienste um den österreichischen Skisport erworben. Und als Chef des ÖSV hat der Tiroler Recht und Pflicht, seine Untergebenen von Zeit zu Zeit zur Ordnung zu rufen.

Jedoch: Die jüngste Wortmeldung zu Michaela Kirchgasser war entbehrlich. Einer Athletin, die versucht, körperliche Bedürfnisse und nötigen Trainingsaufwand in Einklang zu bringen, dreieinhalb Wochen vor WM-Beginn den Rücktritt nahezulegen, ist wenig hilfreich. Noch dazu der einzigen, die in der Kombination ernsthafte Medaillenchancen hat – und die sind im Damen-Team ohnehin nicht groß.

Nachdem es auch bei einigen Ski-Fans in Mode gekommen ist, draufzuhauen, ein paar Fakten: Marlies Raich (37 Weltcupsiege, 68 Podestplätze) ist 2014 zurückgetreten, Nicole Hosp (12/57) und Kathrin Zettel (9/50) 2015. So viel Klasse ist auf die Schnelle für kein Ski-Team dieser Welt zu ersetzen.

Zur Rücktrittswelle kommen die Verletzungssorgen: Gesamtweltcupsiegerin Anna Veith fiel für mehr als eine Saison aus. Mit Cornelia Hütter fehlt nun auch noch die Beste im Speedbereich, mit Eva-Maria Brem die Beste im Riesenslalom, mit Carmen Thalmann eine etablierte Slalom-Kraft.

Vielleicht verhilft der Blick über die Grenze zur realistischen Einschätzung der Lage: Wo, bitte, sind denn die USA ohne Vonn und Shiffrin? Und wo steht die Schweiz ohne Gut, Holdener und Gisin? Der letzte eidgenössische Slalom-Sieg datiert aus dem Jahr 2002.